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Der "Papyrus Schmitt" (Berlin P. 3057), ein großes Ritualbuch der ägyptischen Spätzeit. Publikation und Kommentar

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2008 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 86606877
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Projekts wurde die Edition des Papyrus Berlin P. 3057 („pSchmitt“) wesentlich vorangetrieben. Die verbleibenden Arbeiten an dem sehr umfangreichen Manuskript (ca. 1000 Seiten) können als „formal“ eingestuft und im Rahmen bzw. neben meiner aktuellen Anstellung abgeschlossen werden (Querverweise, letzte Literaturhinweise, sprachliche Korrekturen, Paläographie, Indizes). Mit mehr als 30 Textkolumnen von meist über 40 Zeilen Höhe ist pSchmitt der längste und bedeutendste der sog. „liturgischen Papyri“ der Spät- und Ptolemäerzeit in deutschen Sammlungen und einer der wichtigsten Vertreter dieser heterogenen Quellengattung, deren Erforschung erst in den letzten Jahren zunehmendes Interesse in der Ägyptologie gefunden hat. Die unter Begriffen wie „liturgische Papyri“ oder „Ritualpapyri“ zusammengefassten Handschriften enthalten Vorlagen für Rezitationen, die im Kult des Totengottes Osiris aufgeführt wurden. Trotz dieses Inhalts stammen allerdings nur sehr wenige der uns erhaltenen Abschriften aus Tempelbibliotheken. Die weitaus meisten und heute am besten erhaltenen Exemplare wurden als Grabbeigaben für Privatpersonen verwendet, wobei ihre „liturgischen“ Texte dieser Form der Nutzung mehr oder weniger intensiv angepasst werden konnten. Um dem breiten wissenschaftlichen Potential der Quelle gerecht zu werden, bietet die Edition neben hieroglyphischer Transliteration, Umschrift und Übersetzung ausführliche Erläuterungen zu allen fünf auf dem Papyrus überlieferten Texten bzw. Textsammlungen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem ersten Text, den bislang nur in Auszügen bekannten „Großen Zeremonien des Geb“ (Kol. I-X). Bei diesen handelt es sich um eine komplexe Folge von Ritualanweisungen und Rezitationen mit mehrfach wechselnden Sprechern und Adressaten. Die Kommentare erwägen eingehend die Struktur dieser auch sprachlich sehr anspruchsvollen „Ritualpartitur“ sowie die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten, die sich für die meisten Verse anbieten. Die zuvor bis auf wenige Sprüche nur in Umschrift und Übersetzung herausgegebenen zwei Sequenzen von sog. „Verklärungssprüchen“ (sachu I und II: Kol. XI [leer]/XII-XVII und XVIII- XXIV) werden nun erstmals auch mit einem ägyptischen Originaltext vollständig zugänglich gemacht. Der Fokus der Bearbeitung dieser Sprüche liegt auf dem Vergleich mit den z. T. sehr zahlreichen älteren und kontemporären Varianten sowie auf inhaltlichen Verbindungen zu ungefähr zeitgleich überlieferten Funerärtexten, ergänzt um Überlegungen zur möglichen Aufführungspraxis. Für die mittlerweile gut erschlossenen Ritualvorlagen „Die Menge am letzten Tag des Monats Techi vorlassen“ und „Vorschrift für das Herausbringen des Sokar aus der Schetit“ ist Papyrus Schmitt ein hervorragend erhaltener Textzeuge, der gegenüber den bislang als Leithandschrift verwendeten Papyri einige signifikante Abweichungen bietet. Auf diesen Aspekt sowie ergänzende Anmerkungen zu Inhalt und Struktur konzentrieren sich deswegen die Kommentare zu diesen beiden Texten. Einleitende Kapitel widmen sich der Gestaltung der Handschrift (Layout, Rubra, Spatien), der Sprache der Texte und orthographischen Besonderheiten. Auf dieser Basis können weitere Überlegungen zur vermutlichen Verwendung des Papyrus (vermutlich keine umgewidmete Tempelhandschrift, sondern von vornherein als Funerärpapyrus erstellt) sowie zu seiner Relevanz als Quelle für Tempelrituale und funeräre Textausstattung angestellt werden.

 
 

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