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Karl Wolff. Eine politische Biographie

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 72066177
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel der Studie war eine Biografie zu dem Chefadjutanten Heinrich Himmlers, Karl Wolff. Als Chef des Persönlichen Stabes Reichsführer SS hatte Wolff eine Schlüsselstellung innerhalb der Schutzstaffel inne, die maßgeblich auf Wolffs gutem Verhältnis zu Himmler beruhte, mit dem er ab 1933 gemeinsam in der Hierarchie des NS-Regimes aufgestiegen war. Im Rahmen des Projektes konnten dabei eine Reihe von Ergebnissen erzielt werden: So konnte ein teilweise revidiertes Bild von Wolff in der Zeit des Dritten Reiches erarbeitet werden. Neben der Beteiligung an Massenverbrechen, für die er 1964 in einem Schwurgerichtsverfahren verurteilt wurde, konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass Wolff entgegen seiner Selbstdarstellung als moralisch integrer Charakter in Korruption und Amtsmissbrauch verstrickt war und sich so mehrfach persönliche Vorteile gesichert hat. Anhand dieses Fallbeispiels konnte gezeigt werden, dass dies neben Motiven wie Ideologie oder Karriereaussichten eine weitere Triebfeder zur Mitwirkung in der NS-Diktatur darstellte. Zudem konnte, Wolffs Bemühungen nach 1945 an der eigenen Legende zu stricken, anhand mehrerer Beispiele nachgegangen werden. Dabei konnten neben der bereits zuvor erforschten Beteiligung Wolffs an der vorzeitigen Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Italien und der daraus folgenden Selbstinszenierung weitere Bestrebungen identifiziert werden, um das von ihm gepflegte Bild eines moralisch integren Charakters in die Öffentlichkeit zu tragen. Dies ging einher mit mehr oder weniger erfolglosen Versuchen einer Rehabilitierung. Ein weiteres Augenmerk lag auf Wolffs Verhältnis zu anderen ehemaligen Größen der SS nach 1945. Spätestens während des Prozesses 1964 in München zeigte sich, dass Wolff innerhalb dieser Gruppe keinerlei Unterstützung erfuhr. Zudem konnte dieser Prozess als Beispiel für einen NS-Prozess der 1960er Jahre untersucht werden. Im Gegensatz zu beispielsweise dem Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965 war der Prozess gegen Wolff in erster Linie ein juristisches Verfahren, in dem es den Justizbehörden nicht darum ging, über den eigentlichen Zweck hinaus auch die Öffentlichkeit über die NS-Diktatur und ihre Verbrechen aufzuklären. Gleichwohl war der Prozess begleitet von einem enormen Widerhall in der Presseberichterstattung. Zuletzt konnte mit dem Beispiel Wolffs der exemplarische Weg einer vorzeitigen Entlassung aus dem Strafvollzug durch ein (gescheitertes) Begnadigungs- und ein (gelungenes) Haftverschonungsverfahren nachgezeichnet werden. Die Umstände letzteren Weges machten dabei deutlich, dass unter verurteilten NS-Verbrechern entsprechendes Wissen und Kenntnisse bekannt gewesen sein müssen.

 
 

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