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Visionen kultureller Heterogenität zwischen Afro- und Indoamerika. Transexilische Netzwerke im postrevolutionären Mexiko

Antragstellerin Professorin Dr. Anja Bandau
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523073917
 
Im Rahmen der FOR TransExil untersucht das Teilprojekt Konzepte von Gemeinschaft, die aus der Beschäftigung exilierter und mexikanischer Intellektueller und Künstler:innen mit indigenen und afro(latein)amerikanischen Kulturen im postrevolutionären Mexiko hervorgehen. Es fokussiert, wie zwischen 1920 und 1950 (Neu)Konzeptualisierungen von Indo- und Afroamerika durch die Artikulationen anthropologischer Wissensbestände und teilweise entgegengesetzter Ästhetiken entstehen und fragt insbesondere danach, wie diese Entwürfe aufeinander Bezug nehmen. Die Beschäftigung der Exilierten mit Afro(latein)amerika erfolgt, so eine Hypothese, vor dem Hintergrund indigenistischer Amerika-Entwürfe. Umgekehrt stellt sich die Frage, inwiefern letztere von afroamerikanischer Forschung profitiert haben. Die Untersuchung reziproker Bezugnahmen – Analogien, Parallelismen, aber auch Betonungen ihrer Differenzen - erfolgt sowohl auf der institutionellen als auch auf der Textebene. In einem ersten Schritt wird nachvollzogen, wie die Forderung nach Sichtbarkeit eines Afro(latein)amerika von karibischen Akteur:innen in transexilischer Vernetzung mit europäischen Exilierten und mexikanischen Intellektuellen forciert wird und zur Gründung des Instituto Interamericano del Estudio de Afroamérica (1943 in Mexiko) führt. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf einer intertextuellen und transmedialen Analyse von Texten verschiedener Formate und disziplinärer Verortung, in der anthropologische Texte mit literarischen kontrastiert werden. Das Projekt ist entlang der drei systematischen Achsen der FOR organisiert. Grundlage ist die Rekonstruktion bislang wenig erforschter Vernetzungen zwischen karibischen, iberoamerikanischen und europäischen Intellektuellen, die nicht nur politische, sondern auch wissenschaftliche, kulturelle und ästhetische Horizonte eröffneten. Die vier im Zentrum stehenden Intellektuellen sind der haitianische Autor, Politiker und Anthropologe Jacques Roumain (zwischen 1942 und 1944 in Mexiko), der französische Surrealist Benjamin Péret (zwischen 1942 und 1948 in Mexiko), der guatemaltekische Künstler und Kulturpolitiker Carlos Mérida (1932-1940 sowie ab 1942 bis zu seinem Tod in Mexiko) und der Dichter und politische Aktivist Salomón de la Selva (zwischen 1935 und 1959 in Mexiko). Sie alle interagieren mit (kultur)politischen und ästhetischen Akteur:innen und Institutionen im postrevolutionären mexikanischen Feld und nehmen Bezug auf anthropologisches Wissen, das sie in transmedialen Praktiken verarbeiten, so die zentrale These des TP1. Es wird erarbeitet, inwiefern die essayistischen, literarischen und künstlerischen Entwürfe zu transkulturellen Visionen von Gemeinschaften führen. Angestrebt ist ein Beitrag zur Geschichte der Diskurse über race und kulturelle Differenz im Lateinamerika des 20. Jahrhunderts.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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