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Formierung von nationaler Identität und regionalem Bewusstsein unter den türkischen Zyprioten nach 1974
Antragsteller
Professor Dr. Fikret Adanir
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5439349
Die Beschäftigung mit der modernen Geschichte Zyperns hat vornehmlich auf den interethnischen Konflikt zwischen den griechischenn und türkischen Bevölkerungsteilen auf der Insel fokussiert. Dieser Konflikt wird dabei als eine zunehmende Segregation zweier vermeintlich homogener Gruppen wahrgenommen. Die politischen Auseinandersetzungen nach 1955, die Gründung der binationalen Republik Zypern im Jahre 1960, deren baldige Krise und schließlich die Teilung der Insel im Jahre 1974 scheinen zu bestätigen, dass die Insel die Heimat zweier konkurrierender Bevölkerungsgruppen ist, die geschichtlich als Bestandteile ihrer jeweiligen "Mutternation", der Griechen und der Türken, zu betrachten seien. Auch die neuere Nationalismusforschung hat in diesem Zusammenhang bislang vornehmlich versucht, die Triebkräfte, Verlaufsformen und Auswirkungen der Entfremdung zwischen griechischen und türkischen Zyprioten bis zur Teilung Zyperns herauszuarbeiten. Ausgeblendet wurde dabei die Tatsache, dass unter den türkischen Zyprioten nach 1974 eine gesellschaftliche Binnendifferenzierung eingesetzt hat, die nationalismusgeschichtliche außerordentlich interessant ist. Unter den Bedingungen einer wirtschaftlichpolitischen Abhängigkeit von der Türkei, die selbst durch Krisen erschüttert war, einer umfassenden Isolierung des Inselordens auf internationaler Ebene sowie massiver Aus- und Einwanderungsbewegungen kam es zur Formulierung neuartiger Identitätskonzeptionen, die sich nicht zuletzt angesichts der Perspektive einer Mitgliedschaft der gesamten Insel in der EU immer überzeugender haben präsentieren können. Das hier skizzierte Forschungsvorhaben will die vielfältigen Formen der Konstruktion und Artikulation von nationaler Identität und regionalem Bewusstsein untersuchen, die sich im politisch-gesellschaftlichen Diskurs innerhalb der türkisch-zypriotischen Gemeinschaft nach 1974 nachweisen lassen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen