Detailseite
Projekt Druckansicht

Archäologische Ausgrabung in Haft Tepe (Iran)

Antragstellerin Professorin Dr. Adelheid Otto, seit 10/2009
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5439020
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die archäologischen Ausgrabungen in Haft Tappeh fanden im Rahmen eines fünfjährigen Projekts von 2005 bis 2010 statt. Aufgrund der von E. Negahban durchgeführten Grabungen in den 1960er Jahren war Haft Tappeh als eines der wichtigsten Zentren der Anfangsphase der mittelelamischen Zeit (15.-14. Jh. v.Chr.) bekannt. Durch weitere Grabungen sollten die Baukomplexe untersucht werden, die 2002 mit Hilfe der von der Universität Mainz geförderten geophysikalischen Prospektionen erfasst worden waren. Die geomagnetischen Vermessungen hatten mehrere monumentale Baukomplexe mit einer Seitenlänge von bis zu 100 m um die von Negahban freigelegten Terrassen, aber auch in den entfernteren südlichen sowie südöstlichen Bereichen gezeigt. Das Ziel war zum einen die auf dem Magnetogramm sichtbaren starken Anomalien zu untersuchen, in denen Grüfte vermutet wurden, und zum anderen eine in den 1960er Jahren freigelegte Werkstatt näher zu erforschen, um genauere Informationen über das Produktionsverfahren zu gewinnen. Die in der Nähe der Werkstatt gefundenen Keilschrifttexte gaben Hinweise über Gold-, Silber- und Bronzearbeiten. In der Werkstatt waren Statuenköpfe aus Lehm, Einlegearbeiten sowie Farbmaterial gefunden. Während unserer Untersuchung wurde eine Form in der Nähe eines großen Ofens gefunden, der im Hof vor der Werkstatt stand. Die Form wurde vermutlich für die Herstellung von Dolchgriffen benutzt, von denen ein Exemplar in Haft Tappeh gefunden wurde. Der Ofen muss hingegen für die Produktion von Vorratsgefäßen aus Keramik verwendet worden sein. Da die Werkstatt innerhalb eines großen Komplexes neben der großen Terrasse errichtet war, besteht die Möglichkeit, dass sie Teil einer Tempelanlage gewesen ist, in der die Produktion in organisierter Form stattfand. An der Stelle, wo das Magnetogramm Grüfte vermuten ließ, wurden die Räumlichkeiten eines monumentalen Baukomplexes entdeckt, der südlich der freigelegten Gruftanlage gebaut war. Überraschenderweise zeigten die Ausgrabungen im nördlichen Teil des Komplexes, dass in Haft Tappeh mindestens drei Bauperioden aus der Anfangsphase der mittelelamischen Zeit vorhanden sind. Dieser Sachverhalt konnte auch bei der in den 1960er Jahren freigelegten Gruftanlage festgestellt werden, da wir ältere Baureste unter ihr fanden. Durch dieses neue Ergebnis muss die chronologische Entwicklung dieser mittelelamischen Stadt neu überdacht werden, denn bisher wurden alle Anlagen aus Haft Tappeh als gleichzeitig erachtet und in die Regierungszeit des Tepti-ahar datiert. Eine weitere Überraschung war die Entdeckung eines Verwaltungsgebäudes im südlichen Stadtbereich, denn es belegt, dass die Stadtfläche viel größer als angenommen war, und dass die offiziellen Anlagen noch mehrere hundert Metern südlich der großen Terrassen zu erwarten sind. In dem Gebäude wurden verschiedene Gegenstände aufbewahrt, bei denen es sich laut der keilschriftlichen Inventarlisten wohl hauptsächlich um Werkzeuge der Reiterei, Waffen und Wagenteile handelte. Aufgrund einer dicken Ascheschicht mit verbrannten Dachbalken über dem Fußboden kann man davon ausgehen, dass das Gebäude durch einen Brand zerstört wurde. Die schriftlichen Belege aus der Regierungszeit des Inšušinak-šar-ilani, die aus dem Verwaltungsgebäude und aus einem Grab einer hochrangigen Funktionärin im benachbarten Haus stammen, sprechen dafür, dass die Bauten in dieser Zeit oder kurz danach zerstört wurden. Die Bauanlagen, die in Verbindung mit zahlreichen Kleinfunden und schriftlichen Belegen in Haft Tappeh gefunden wurden, bieten eine einmalige Möglichkeit, die Chronologie der ersten Phase der mittelelamischen Zeit zu erforschen – einer bedeutenden formativen Periode Elams, die bislang nirgendwo anders in dieser Komplexität festgestellt wurde. Aufgrund der Monumentalität der Gebäude, der Ausdehnung der Stadt und ihrer nun festgestellten Mehrschichtigkeit müssen diese Untersuchungen aber noch als keineswegs abgeschlossen gelten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Archäologische Untersuchungen in Haft Tappeh (Iran), AMIT 35-36, 2003-04, 225-239
    B. Mofidi Nasrabadi
  • Herrschaftstitulatur der Könige von Susa und Anšan, Akkadica 131, fasc. 2, 2010, 108-119
    B. Mofidi Nasrabadi
  • Vorbericht der archäologischen Ausgrabungen der Kampagnen 2005-2007 in Haft Tappeh (Iran), Münster (2010)
    B. Mofidi Nasrabadi
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung