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Geschlechterverhältnis und reproductive skew bei gruppenlebenden Lemuren (Eulemur fulvus und Propithecus verreauxi)

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5436777
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ein Nachteil des Lebens in stabilen Gruppen besteht in vielen Arten darin, dass der Fortpflanzungserfolg gleichgeschlechtlicher Individuen nicht gleichverteilt ist. Im Rahmen dieses DFG-Projektes wurde die zur Erklärung dieser Ungleichverteilung entwickelte reproductive skew Theorie an den Männchen zweier sympatrisch lebender Lemurenarten, Rotstirnmakis (Eulemur fulvus rufus) und Larvensifakas (Propithecus verreauxi), untersucht und getestet. In jeweils einer Population der beiden Arten im Westen Madagaskars konnte das Ausmaß der Ungleichverteilung im Reproduktionserfolg {reproductive skew) der Männchen bestimmt und bei Rotstirnmakis darüber hinaus die wichtigsten reproductive skew Modelle empirisch getestet werden. Allerdings legen die Ergebnisse dieses Projektes für beide Arten nahe, dass eine von vielen Modellen geforderte freiwillige Zuteilung von Reproduktionsmöglichkeiten an andere Gruppenmitglieder nicht stattfindet und bei Primaten auch nicht evolutionär stabil ist. Es ist aber nicht auszuschließen, dass dominante Männchen die Anwesenheit von Subordinaten innerhalb ihrer Gruppen tolerieren, etwa weil diese ihnen keine Kosten verursachen (Larvensifakas), oder sogar einen Nutzen erbringen und dem Dominanten soziale Dienstleistungen im Austausch gegen dessen Toleranz anbieten (Rotstirnmakis). Das Ausmaß des reproductive skew wird hingegen in erster Linie durch die Befähigung des dominanten Männchens bestimmt, fertile Weibchen für sich zu monopolisieren. Darin zeigt sich auch ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Arten, denn da die rezeptiven Phasen der Sifaka-Weibchen einer Gruppe nicht überlappen, können dominante Männchen male-guarding als effektive Strategie zur Monopolisiemng von Weibchen einsetzen, was letztlich einen verglichen mit Rotstimmakis höheren reproductive skew zu Folge hat. Gegenwärtig berücksichtigt keines der reproductive skew Modelle die Anzahl von Weibchen innerhalb einer Gruppe oder den Überlappungsgrad ihrer rezeptiven Phasen als erklärende Faktoren für reproductive skew unter Männchen. Realistischere Modelle werden diese Faktoren daher integrieren müssen, um den komplexen sozialen Organisationen der Primaten gerecht zu werden und einen ungleich verteilten Fortpfianzungserfolg unter Männchen erklären zu können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2008). Mutual tolerance or reproductive competition? Patterns of reproductive skew among male redfronted lemurs (Eulemur fulvus rufus). Behav Ecol Sociobiol, 62, 1477-1488
    Kappeler, PM & Port, M
  • (2008). The lemur syndrome unresolved: extreme male reproductive skew in sifakas (Propithecus verreauxi), a sexually monomorphic primate with female dominance. Behav Ecol Sociobiol, 62, 1007-1015
    Kappeler, PM & Schäffler, L
  • Market effects offset the reciprocation of grooming in redfronted lemurs, Eulemur fulvus rufus. Anim Behav
    Port, M, Clough, D & Kappeler PM
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.anbehav.2008.08.032)
 
 

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