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Oxytocin, Emotionserkennung und Empathie - Verhaltenseffekte und neurofunktionelles Korrelat

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2007 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 45462376
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Oxytocin ist ein potenter Modulator sozialen Erlebens und Verhaltens. Neuere Humanstudien belegen positive Effekte auf soziale Annäherung und Vertrauen. Erste Voruntersuchungen legen nahe, dass Oxytocin die Erkennung mimischer Emotionen als basale Teilfunktion der sozialen Kognition verbessert. Dabei ist bisher nicht geklärt, ob Oxytocin eher auf kognitive Aspekte der Emotionserkennung oder aber auf das emotionale Nachempfinden modulierend einwirkt und durch welche neuronalen Strukturen die Verbesserung der mimischen Erkennungsleistung vermittelt wird. Aktuelle Ergebnisse aus funktioneller Bildgebung deuten auf eine Beteiligung des limbischen Systems, insbesondere der Amygdala hin. Die Beteiligung der Amygdala legt eher eine Wirkung auf emotionaler Ebene nahe, wobei wahrscheinlich weitere Strukturen involviert sind, welche die kognitiven Anteile der Emotionserkennung vermitteln. So könnte das kürzlich beschriebene „Spiegelneuronensystem“ (SNS) eine Rolle spielen, das als bedeutsam für die Emotionserkennung angesehen wird. Denkbar ist, dass Oxytocin das Zusammenspiel von SNS und limbischem System moduliert und infolge dessen positive Effekte auf die Emotionserkennung und damit die soziale Kognition entfaltet. In einer Serie von Experimenten konnten wir zeigen, dass eine einmalige Gabe von Oxytocin die Erkennungsleistung von mimischen Emotionen aus naturalistischen, dynamischen Stimuli steigert. Auch bei eingeschränkter Bewusstheit („awareness“) der dargebotenen mimischen Emotionen, verbessert Oxytocin die Erkennungsleistung und scheint damit basale Wahrnehmungsprozesse zu beeinflussen. Daten der funktionellen Bildgebungsstudien befinden sich in der Auswertung. Erste Analysen deuten darauf hin, dass die Aktivität limibischer Strukturen, insbesondere der Amygdala in Abhängigkeit von der Bewusstheit für die Wahrnehmung sozialer Reize moduliert wird durch Oxytocin. Für unterhalb der bewussten Wahrnehmungsschwelle dargebotene emotionale Gesichter, findet sich eine erhöhte Amygdalaaktivität nach Oxytocingabe, während bei bewusster Verarbeitung, die Reagibilität der Amygdala vermindert wird. Zusammengenommen deuten die Ergebnisse auf eine kontextabhängige Modulation neuronaler Strukturen durch Oxytocin hin, welche sich auf der Verhaltensebene in verbesserten Erkennungsleistungen für emotionale soziale Reize äußert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Effects of intranasal oxytocin on emotional face processing in women. Psychoneuroendocrinology, 35(1), 83-93
    Domes, G., Lischke, A., Berger, C., Grossmann, A., Hauenstein, K., Heinrichs, M., et al.
  • (2011). Oxytocin and vasopressin in the human brain: social neuropeptides for translational medicine. Nature Reviews Neuroscience, 12, 524-539
    Meyer-Lindenberg, A., Domes, G., Kirsch, P., & Heinrichs, M.
  • (2011). Oxytocin increases recognition of masked emotional faces. Psychoneuroendocrinology, 36(9), 1378-1382
    Schulze, L., Lischke, A., Greif, J., Herpertz, S. C., Heinrichs, M., & Domes, G.
  • (2012). Intranasal oxytocin enhances emotion recognition from dynamic facial expressions and leaves eye-gaze unaffected. Psychoneuroendocrinology, 37(4), 475-481
    Lischke, A., Berger, C., Prehn, K., Heinrichs, M., Herpertz, S. C., & Domes, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2011.07.015)
  • (2012). Oxytocin increases amygdala reactivity to threatening scenes in females. Psychoneuroendocrinology
    Lischke, A., Gamer, M., Berger, C., Grossmann, A., Hauenstein, K., Heinrichs, M., Domes, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2012.01.011)
 
 

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