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Koordinationsfonds
Antragsteller
Professor Dr. Marcus Altfeld
Fachliche Zuordnung
Immunologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429191104
Unser Immunsystem schützt uns vor Umweltgefahren wie bakteriellen, parasitären und viralen Infektionen und erkennt sowie beseitigt entartete Zellen, die möglicherweise zu bösartigen Erkrankungen führen können. Ein optimales immunologisches Gleichgewicht wird erreicht, wenn die Bedrohung höchst effizient beseitigt wird, ohne dem Wirt erheblichen Schaden zuzufügen. Dieses immunologische Gleichgewicht unterscheidet sich zwischen cisgender Frauen und cisgender Männern (im Folgenden als Frauen und Männer bezeichnet). Es wurde gezeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern stärkere Immunantworten gegen die meisten, aber nicht alle, Krankheitserreger entwickeln im Vergleich zu Männern, was in der Regel zu einer schnelleren Kontrolle oder Elimination von Infektionen führt. Frauen entwickeln auch eine ausgeprägtere Immunantwort auf die meisten Impfungen und zeigen stärkere Immunreaktionen gegen bösartige Tumorerkrankungen. So wird beispielsweise die Virämie bei Frauen während der Primärinfektion mit HIV-1 auf einem geringeren Niveau kontrolliert, und im Zuge der COVID-19-Pandemie wurden niedrigere Sterblichkeitsraten bei Frauen im Vergleich zu Männern beobachtet. Schwerere Krankheitsverläufe treten hingegen bei Männern nach einer Infektion mit dem Parasiten Entamoeba histolytica oder Mycobacterium tuberculosis auf. Die verstärkte Immunreaktion bei Frauen hat jedoch ihren Preis, indem sie zu vermehrten Gewebeschäden, anhaltenden Entzündungen und einer deutlich höheren Inzidenz von Autoimmunerkrankungen führt. Beispiele hierfür sind Autoimmunerkrankungen der Leber und des Nervensystems, wie primäre biliäre Cholangitis und Multiple Sklerose, die bei Frauen wesentlich häufiger auftreten als bei Männern. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede beschränken sich nicht nur auf Erwachsene, da Mädchen ab der Pubertät ein höheres Risiko für atopische Erkrankungen entwickeln, während bei Jungen schon früh im Leben ein höheres Infektionsrisiko zu beobachten ist. Ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bei der Prävalenz und Manifestation einiger immunvermittelter Krankheiten wie Asthma variiert auch im Verlauf des Lebens. Komplikationen während der Schwangerschaft können sich ebenfalls geschlechtsspezifisch auf das sich entwickelnde Immunsystem des Fötus auswirken und so sein Infektionsrisiko im späteren Leben beeinflussen. Diese Unterschiede in den klinischen Erscheinungsformen von Infektionskrankheiten, bösartigen Tumoren und Autoimmunerkrankungen zwischen Frauen und Männern sind weithin anerkannt, während die zugrundeliegenden biologischen Mechanismen noch nicht vollständig verstanden sind. Wir wollen diese Wissenslücke schließen, indem wir die geschlechtsspezifischen Immunantworten in diesen klinischen Kontexten systematisch und umfassend untersuchen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen