Der Effekt kombinierter VKB-Ruptur und anterolateraler Kapselverletzung mit lateralen Meniskusläsion und deren Rekonstruktion auf den tibiofemoralen Gelenkdruck
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Rotationsinstabilität des Kniegelenks ist ein komplexes und viel diskutiertes Thema im Bereich der sportorthopädischen Chirurgie. In den letzten Jahren hat sich der Fokus der Forschung weg von den zentralen Stabilisatoren (vorderes und hinteres Kreuzband) hin zu den peripheren Strukturen und den Menisken gewandelt. Im Rahmen des Forschungsstipendiums wurden mehrere wichtige Aspekte dieses Themenkomplexes gezeigt: Die anterolaterale Stabilität des Kniegelenks wird hauptsächlich vom Tractus iliotibialis gewähreistet und führt nach einer Verletzung des femoralen Ansatzes (Kaplanfasern) zu einer signifikant höheren Knieinnenrotation. Im Vergleich dazu spielt das anterolaterale Ligament, die Gelenkkapsel und der laterale Meniskus in der Hemmung der tibialen Innenrotation eine nur untergeordnete Rolle. Als Konsequenz sollte im Rahmen der vorderen Kreuzbandruptur auch die Integrität der Kaplanfasern gezielt evaluiert und auf Basis dessen das Therapieregime angepasst werden, um das Risiko einer persistierende Rotationsinstabilität zu vermeiden. In Bezug auf die Anatomie der primären Kniestabilisatoren auf der medialen Seite konnte mehr Klarheit in die bestehende kontroverse Literatur gebracht werden. Das oberflächliche mediale Kollateralband (sMCL) umschließt die Epikondyle und inseriert sowohl anterior als auch posterior des Rotationszentrums. Dementsprechend verhalten sich die vorderen und hinteren Faserzüge während der Kniebeugung gegenläufig und garantieren so eine durchgehende Valgusstabilität ohne Überspannung einzelner Strukturen. Eine grundlegende Erkenntnis war, dass das sMCL das darunterliegende tiefe MCL (dMCL) vor Anspannung und somit vor frühzeitiger Ruptur bei Valgusrotation schützt. Die Fasern des dMCL spannen nach Auseinanderdriften des medialen Gelenkspalts von 3-5 mm an. Die entspannten Fasern erlauben jedoch bei tibialer Außenrotatation eine große Längenänderung und spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Hemmung der anteromedialen Kniestabilität. Diese Ergebnisse bringen neue Erkenntnisse in den vielschichtigen Themenkomplex der peripheren Knieinstabilität und werden Orthopäden helfen die Funktionen der einzelnen Strukturen besser zu verstehen.