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Klimatisierung von Wohn- und Repräsentationsarchitektur in Rom und Latium. Interdisziplinäre Untersuchungen zu einer Luxuseinrichtung in einer wetterbegünstigten Zone des Römischen Reiches anhand ausgewählter Beispiele

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung von 2016 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317469425
 
In der bisherigen archäologischen und technikhistorischen Literatur ist das Thema nur ganz marginal behandelt worden, obwohl es für die Interpretation von römischen, speziell kaiserzeitlichen und spätantiken Gebäuden ganz und gar nicht ohne Bedeutung ist. Beheizte Wohn-, Administrations- und Repräsentationsräume bzw. Raumgruppen diverser Dimensionen sind aus dem gesamten Römischen Reich bekannt; daneben scheint das Hypokaustsystem auch für die Kühlung eingesetzt worden zu sein, ohne daß bisher klar wäre, ob es sich um einen Einzelfall oder aber um ein weiter verbreitetes Phänomen handelt. Räume mit Hypokaustheizung ohne Badefunktion sind nachweisbar in Wohnkontexten, in Administrationsräumen und in Bauten mit Repräsentationsaufgaben: Stadthäuser, Kastelle, Villen, Paläste und Kirchen bzw. diesen angeschlossene Gebäude; weitere Bautypen sind darüber hinaus vereinzelt vertreten. Der Großteil der Befunde findet sich in den klimatisch benachteiligten Provinzen, d.h. im Osten und Norden des Reiches; auch in Norditalien sind sie vertreten, in der Hauptsache in Wohnhäusern. Davon setzen sich diejenigen in Mittel- und Süditalien ab, d.h. in begünstigten Klimazonen: In der urbs handelt es sich um domus sowie um imperiale und nicht-kaiserliche Residenzen, im näheren und weiteren Umland um Villen und Residenzen. Viele Befunde gehören der frühen und hohen Kaiserzeit an, jedoch scheint es in der Spätantike einen regelrechten Boom des Systems gegeben zu haben. In der Fachwelt wird diskutiert, ob Klimaveränderungen, in der Spätantike, zum Teil aber bereits vorher, bei diesem Phänomen generell eine Rolle gespielt haben könnten; für Italien liegen hierzu anscheinend bisher keine speziellen Untersuchungen vor. Ganz allgemein kann man davon ausgehen, daß der Hausbesitzer, der entweder von vornherein oder aber nachträglich eine Heizung für einige Räume hat installieren lassen, einen Prestigegewinn erzielen wollte. Genauso gut kann unterstellt werden, daß der Wunsch nach Steigerung der Lebensqualität eine Rolle gespielt hat. Vermutlich ist auch der Nachahmungseffekt ins Gewicht gefallen. Die standardisierte Technik des Systems, wie es aus zahllosen Badeanlagen bekannt ist, findet sich außerhalb dieser fast unverändert wieder; der einzige Unterschied besteht anscheinend in der Tubulierung der Wände mittels einzelner Stränge. Die Schriftquellen äußern sich nur vereinzelt zum Thema, vor allem zu privaten Baukontexten. Das Projekt hat zum Ziel, die Befunde in Rom und Latium exemplarisch einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Zunächst sollen alle bekannten Beispiele in einem Befundkatalog erfaßt werden. Parallel dazu sind detaillierte Untersuchungen in der Villa des Maxentius an der Via Appia im suburbium von Rom vorgesehen. Hier sind bisher vier Bauten, davon mindestens zwei beträchtlicher Dimensionen mit Beheizung bekannt; sie weisen darauf hin, daß der Residenz- und Repräsentationstrakt des Komplexes mit großem Luxus ausgestattet war.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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