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PMU: Prähistorischer Bergbau und Metallurgie in Usbekistan

Antragsteller Dr. Steffen Kraus
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 315344689
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das primäre Ziel des Projektes war die Erstellung einer geeigneten Datengrundlage, um das lagerstättenkundliche Potential der usbekischen Kupfervorkommen im Hinblick auf deren prähistorische Ausbeutung zu untersuchen. Dafür erfolgten neben einzelnen Feldbegehungen vorrangig Untersuchungen an Kupfererzen verschiedener Lagerstätten in Usbekistan hinsichtlich ihrer geochemischen und bleiisotopischen Zusammensetzung. Die untersuchten Kupfervorkommen verteilen sich dabei auf acht verschiedene Bergbauzentren: die Kyzylkum-Wüste, das Nuratau-Gebirge, das Zirabulak/Ziyadin-Gebirge, das Kugitangtau-Gebirge, das Kyzyldarya-Tal, das Fergana-Tal sowie das Karamazar/Kuraminsk-Gebirge und das Chatkal-Gebirge. So konnten während der durchgeführten Surveys in Krasnogorsk und Saubulak (Bulaksov) im Chatakal-Gebirge Spuren alten Bergbaus dokumentiert werden. Da aber nicht jedes Kupfererzvorkommen vor Ort untersucht werden konnte, konzentrierten sich die Arbeiten auf die Erze im Magazin des Geologischen Museums in Taschkent (Usbekistan). Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Vorkommen gelegt, welche in der Literatur als mögliche Rohstoffquellen für prähistorische Metallobjekte erwähnt wurden. Die Untersuchung archäologischer Metallartefakte aus Zentralasien war ein weiterer Schwerpunkt des Projektes. Die analysierten Metallfunde umfassten in erster Linie spätbronzezeitliche und früheisenzeitliche Artefakte aus dem Fergana-Tal als auch einige Funde aus Tepe Chalow, Iran, dem nach derzeitigen Forschungsstand westlichsten Fundort des in Zentralasien verbreiteten „Bactria Margiana Archaeological Complex“ (BMAC). Außerdem standen auch die Analysen aus dem früheren ANR-DFG Programm „ROXIANA“ für erste Vergleichsstudien zur Verfügung. Ausgehend von den mineralogischen Untersuchungen umfassten die meisten Erze sowohl oxidische als auch sulfidische Kupfererzminerale. Die häufigsten oxidischen Erzminerale waren Malachit, Azurit, Cuprit und Tenorit sowie Brochantit und Atacamit. Unter den sulfidischen Mineralen dominierten Chalkopyrit (oft begleitet von Pyrit) und Chalkosin neben Bornit. An einigen Lagerstätten kommt zudem auch gediegen Kupfer vor, wie beispielsweise in Dal’nee (Karamazar/Kuraminsk) und Naukat (Fergana). In Abhängigkeit von (Erz-)Mineralbestand, Vererzungstyp und -grad wiesen die Proben mehr oder weniger signifikant verschiedene Spurenelementmuster auf. Die Mehrheit der untersuchten Proben besaß allerdings Elementgehalte, die mittels Röntgenfluoreszenzanalyse nicht mehr erfasst werden konnten. Daher wurden die Spurenelementgehalte ausgewählter Proben mittels Neutronenaktivierung bestimmt. Eine eindeutige Differenzierung verschiedener Lagerstättendistrikte als Ganzes anhand ihrer Spurenelemente war jedoch auf Grundlage der vorliegenden Probenanzahl nicht möglich. Auch zeigte sich, dass einige Proben aufgrund ihres relativ niedrigen Kupfergehaltes nicht direkt als potentielle Erze betrachtet werden können, doch charakterisieren sie die jeweiligen Lagerstätten anhand ihrer Bleiisotopenverhältnisse. Dabei zeigte sich zunächst, dass die meisten Lagerstätten der zentralen Kyzylkum aufgrund ihres hohen Anteils an radiogenem Blei in der Prähistorie eher keine Rolle spielten, ausgenommen der Gebirgszüge von Bukantau und Sultanuizdag. Der Vergleich mit den chalkolithischen Metallartefakten aus Sarazm zeigt außerdem, dass der Beginn der Ausbeutung der zentralasiatischen Lagerstätten bereits im 4./3. Jahrtausend v. Chr. angenommen werden kann, wenngleich keine eindeutige Zuordnung einer spezifischen Lagerstätte als Rohstofflieferant möglich war. Zu Beginn der Bronzezeit schienen insbesondere die Lagerstätten des Karamazar/Kuraminsk-Gebirges eine wichtige Rolle als Rohstofflieferanten zu spielen, auch wenn im weiteren Verlauf der Bronzezeit und Frühen Eisenzeit auch andere Rohstoffvorkommen ausgebeutet wurden. Und obwohl es in einigen Fällen nicht möglich war, einzelne Lagerstätten als Rohstoffquelle eines bestimmten Fundortes zu identifizieren, wurde deutlich, dass das Potential der zentralasiatischen und insbesondere der Lagerstätten im Karamazar/Kuraminsk-Gebirge und dem Chatkal-Gebirge spätestens seit der Bronzezeit bekannt und bis in die frühe Eisenzeit von großer Bedeutung war.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2018, Prähistorischer Bergbau und Metallurgie in Usbekistan – Erste Ergebnisse, in: Glaser, L. (Hrsg.), Archäometrie und Denkmalpflege 2018, DESY-PROC, Verlag Deutsches Elektronen-Synchrotron, Hamburg, 79–82
    Kraus, S.,
  • 2020, Prehistoric Mining and Metallurgy in Uzbekistan: An Introduction, in: Otto, A.; Herles, M.; Kaniuth, K.; Korn, L. & Heidenreich, A. (Hrsg.), Proceedings of the 11th International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East 03-07 April 2018, Munich. Volume 2: Field Reports, Islamic Archaeology, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 197–206
    Kraus, S.
 
 

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