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Angststörung im Postpartalzeitraum: Kognitive Entwicklung, Interaktionsverhalten und kindliche Neurophysiologie

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2006 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 28156447
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Entgegen unserer Erwartung stellte sich nach der hiesigen Datenanalyse heraus, dass die kategoriale Diagnose „postpartale Angststörung" weder kindliche Entwicklungsnachteile vorhersagt noch kognitive Einschränkungen erklärt. Lediglich ein kontinuierliches Maß des AKV (Vermeidungsverhalten) scheint einen Einfluss auf die kognitive Entwicklung zu haben. Dies könnte so zu verstehen sein, dass dem Kind durch das mütterliche Vermeidungsverhalten potentiell entwicklungsfördernde Reize vorenthalten bleiben. Auf der mikroanalytischen Ebene, die mit ICEP erfasst wurde, zeigte sich die mütterliche Diagnose hingegen als prädiktiv für einige Teilbereiche des mütterlichen und kindlichen Interaktionsverhaltens (kindliche positive soziale Interaktion, soziales Monitoring, mütterliche Intrusivität und positive Vokalisierung). Allerdings zeigte sich, dass es hauptsächlich das mütterliche Interaktionsverhalten an sich ist, welches die kindliche Entwicklung übenwiegend beeinflusst: Geringe mütterliche Sensitivität beeinflusst die kindliche kognitive und sprachliche Entwicklung negativ, sowie hohe Intrusivität die adaptive Alttagsfertigkeiten sogar bis zur Normabweichung (sofern Entwicklung mit den Bayley-Scales III erfasst wird) negativ beeinflussen kann. Analog dazu zeigten sich auf mikroanalytischer Ebene positive Effekte der positiven mütterlichen Interaktion auf die kognitive und sprachliche Entwicklung des Kindes. Soziales Monitoring in Verbindung mit neutraler Vokalisation oder Ausbleiben von Vokalisation (Cneu) wirkte sich darüber hinaus negativ auf die Sozioemotionalität des Kindes aus. Positive soziale Interaktion und Protest des Kindes scheint den mikroanalytischen Daten zufolge positiv mit der kognitiven Entwicklung assoziiert zu sein. Nichtkindbezogene Interaktion der Mutter in der Play-Phase wirkt sich hingegen negativ auf die kognitive und motorische Entwicklung des Kindes aus. Auch in der kindlichen Stress-Reaktivität (erfasst mit einem berechneten Beruhigungsindex aus den Cortisoldaten) erwies sich nicht mütterliche Angst (diagnostiziert nach DSM-IV oder als kontinuierliches Maß im AKV und STAl), sondem interaktionelles Rückzugsverhalten als starker Prädiktor, was durch den Zusammenhang zwischen Zurückgezogenheit und der Beruhigbarkeit des Kindes (IBQ) bekräftigt wird. Mütterliche Angst (diagnostiziert oder kontinuierlich erfasst) zeigt sich allerdings prädiktiv bzgl. des kindlichen Temperaments (IBQ): Kinder von Müttern mit Ängsten sind unruhiger, schwerer zu beruhigen und reagieren auf neue Reize mit größerem Unbehagen. Das kindliche Temperament wiederum scheint z.T. mit den kognitiven Leistungen korreliert zu sein: Kinder, die auf neue Reize mit Unbehagen reagieren, zeigen stärker eine Dishabituation, was im Zusammenhang mit dem kindlichen Erregungsniveau diskutiert und durch die Assoziation zwischen dem Unbehagen auf neue Reize und dem Cortisol-Reaktivitätsmaß ergänzt wird. Ängste scheinen ebenfalls einen Einfluss auf die Selbsteinschätzung von Bonding-Störungen zu haben: Mütter mit Angststörungen oder einem hohen Maß an Angst geben eher an unter Bonding-Störungen zu leiden. Bonding-Störungen wiederum stehen mit dem kindlichen Temperament (IBQ) in negativem Zusammenhang: Kinder von Müttern mit Ängsten zeigen weniger positiven Affekt, mehr Unruhe und Unbehagen. Die aufgeführten Befunde waren von den Störgrößen (Alter des Kindes, Geschlecht des Kindes, Bildung der Mutter) weitestgehend unbeeinflusst. Die Effekte erwiesen sich durchschnittlich mittel bis groß.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009). Working memory and its relation to processing speed and recognition memory in 7-month-olds. Meeting of International Society on Infant Studies in Denver
    Ropeter, A., Pahnke, J. & Pauen, S.
  • (2010). Infant temperament and categorization in an object examination task. SRCD in Baltimore
    Ropeter, A., Vonderiin, E., & Pauen, S.
  • DGPPN-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie, Berlin 24.-27.11.2010). Postpartale Angststörungen und Mutter-Kind-Interaktion: Kindliche Selbstregulationsfähigkeit im Still-Face-Paradigma
    C. Reck
  • DGPPN-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie, Berlin 24.-27.11.2010). Zum Einfluss von postpartalen Angststörungen auf die Mutter-Kind-Interaktion und die kindliche Entwicklung
    C. Reck
  • DGKJP-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Essen 02.- 05.03.2011). Angststörungen im Vorschulalter: Prävalenz und Zusammenhänge zum Temperamentsmerkmal Behaviorale Inhibition im ersten und zweiten Lebensjahr
    F. Paulus et al.
  • DGKJP-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Essen 02.- 05.03.2011). Einfluss mütterlicher Angst und Überprotektion im ersten Lebensjahr auf die kindliche Entwicklung im Vorschulalter
    E. Möhler et al.
  • DGKJP-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Essen 02.- 05.03.2011). Zum Einfluss von postpartalen Angststörungen auf die Mutter-Kind-Beziehung und das kindliche Temperament
    C. Reck et al.
 
 

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