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Generalmajor Alexej Alexandrowitsch von Lampe und die russische Emigrantenkolonie in Berlin 1923-1945

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 280096456
 
Der russische Emigrant Alexej von Lampe stellt eine bemerkenswerte Figur innerhalb der Emigrantenkolonie in Berlin dar. Sein detailliertes Tagebuch, das er von 1919 bis 1965 schrieb, ist eine einzigartige Chronik des Russischen Berlin. Im Zentrum des Projekts steht daher das Leben Aleksej von Lampes, wobei sein Tagebuch als Hauptquelle dient. Zeitlich konzentriert sich das Projekt auf die Jahre 1923 bis 1945, in denen von Lampe sich in Berlin aufhielt. Die Nachkriegszeit wird in einem Ausblick behandelt. Von Lampe wurde zu einer zentralen Figur des Russischen Berlin, da er als ueberzeugter Monarchist im Buergerkrieg gegen die Bolschewiki gekaempft und nach der Niederlage der Weissen 1920 aus Russland emigrierte. In Berlin wurde er mit der Vertretung der "Allrussischen Militaerunion" betraut, die die Weisse Armee in der Emigration organisieren sollte. Von Lampe blieb auch nach dem Niedergang des Russischen Berlin in der Stadt. Bemerkenswert ist seine Entscheidung fuer eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten. Im Zweiten Weltkrieg versuchte er sogar eine Emigrantendivision zu organisieren, die gegen die Rote Armee kaempfen sollte. Nach dem Krieg zog von Lampe erst nach Muenchen und dann nach Paris, wo er 1967 verstarb. Das Forschungsprojekt verfolgt vier Ziele, die in der Forschung bisher unbeachtet blieben: 1. wird die autobiographische Praxis von Lampes anhand seines Tagebuchs untersucht. Dieser Komplex wird sich mit dem Tagebuch als Quelle, von Lampes Intentionen und dem Akt des Tagebuchschreibens beschaeftigen. 2. werden ueber einen biographischen Zugriff von Lampes Erfahrungen waehrend der Revolution, der Emigration und des Zweiten Weltkriegs analysiert. Besonderes Augenmerk gilt dabei seinen politischen Ueberzeugungen und seiner Selbstverortung in den sich zwischen 1920 und 1950 dramatisch veraendernden Verhaeltnissen in Deutschland. 3. wird ausgehend von seinen interpersonalen Beziehungen die russische Kolonie als Netzwerk untersucht, um Erkenntnisse ueber ihre inneren Strukturen zu gewinnen. 4. wird von Lampes Einschaetzung des Lebens innerhalb der Emigrantenkolonie und der Entwicklungen in Deutschland herausgearbeitet, um aus einer Innenperspektive heraus Schluesse auf individuelle und kollektive Denkmuster und Werthaltungen sowie Handlungsspielraeume der Emigranten zu ziehen. Um dem Erkenntnisinteresse trotz der Materialdichte gerecht zu werden, fokussiert das Projekt auf einige ausgewaehlte Schluesseljahre: 1923 befand sich das Russische Berlin auf seinem zahlenmaessigen Hoehepunkt. 1925 fuehrte von Lampe einen Rechtsstreit wegen des Vorwurfs der Spionage fuer Frankreich. 1928 endete von Lampes Finanzierung durch die Allrussische Militaerunion, was seine Lebensumstaende massiv veraenderte. 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und seine Tochter starb. Von 1939-1945 positionierte von Lampe sich angesichts der wechselhaften deutschen Politik stets neu. 1957 wurde von Lampe Vorsitzender der Allrussischen Militaerunion in Paris.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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