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Musikinstrumenten sammeln - das Beispiel Rück

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269838086
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der öffentliche Diskurs um Museen wurde in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend um Fragen nach der Provenienz der Bestände geprägt, wobei diese sich in der Regel auf unrechtmäßig enteignete Werke der Bildenden Kunst während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft konzentrierte. Anderen, vor allem finanziell weniger prominenten, Objektgattungen wurde geringere Aufmerksamkeit zuteil. Dass die Erforschung der Herkunft von Objekten schon immer entscheidender Teil der Forschung darstellte, geriet dabei zuweilen in den Hintergrund. Über Fragen von Recht und Unrecht hinaus ermöglicht sie tiefe Einblicke vor allem in das Leben und Wirken von Sammler*innen, die durch ihre oft mit großer Spezialkenntnis zusammengetragenen Konvolute viele Museen bis heute prägen und dies auch in Zukunft tun werden. Gerade bei funktionalen Objekten wie Musikinstrumenten, die von Sammler*innen nicht selten, anders als in Museen heute, regelmäßig gespielt und gewartet bzw. repariert werden, ist eine genaue Dokumentation der jeweiligen Sammlung auch eine Quelle für die Beurteilung der Authentizität von Objekten. Die Erfahrung mit privaten Sammlungen zeigt jedoch, dass der Dokumentation von Provenienz und authentizitätsrelevanten Vorgängen in der Vergangenheit nicht das für heutige Maßstäbe wünschenswerte Maß an Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Insofern nimmt die 1962 vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (GNM) erworbene Musikinstrumentensammlung Dr. Dr. h.c. Ulrich Rück („Sammlung Rück“) eine Sonderstellung ein: Die umfassende Dokumentation der international bedeutenden, von 1880 bis 1962 in Familienbesitz aufgebauten Sammlung ist mit rund 17.000 Schriftstücken, die hauptsächlich die Korrespondenz mit über tausend Partnern umfassen, für die Jahre 1929 bis 1962 nahezu vollständig erhalten. Das Archiv Rück bietet die einzigartige Chance, exemplarisch die Entstehungsgeschichte einer großen Privatsammlung von internationalem Rang in der Zeit zwischen Weltwirtschaftskrise und Wirtschaftswunder zu untersuchen, nachzuzeichnen und aufzuzeigen, was eine private Sammlungsdokumentation zu leisten imstande ist, aber auch, wo deren Grenzen liegen. Neben der Ermittlung und Dokumentation der jeweiligen Erwerbsvorgänge bzw. der zugehörigen Provenienzen wurde im DFG-Projekt „Rück“ exemplarisch die Strategie zur Bildung eines themenorientierten europäischen Netzwerks mit dem Ziel des Aufbaus einer bedeutenden Musikinstrumentensammlung herausgearbeitet. Darüber hinaus wurde das sich gegenseitig bedingende Mit- und Nebeneinander von Sammlung und dem Pianohaus Rück, der privaten Sammelleidenschaft und dem rein wirtschaftlich orientierten Verkauf moderner Flügel und Klaviere eingehend beleuchtet. Die 35.000 Seiten umfassende Dokumentation wurde digitalisiert, tiefenerschlossen, verschlagwortet und, wo möglich, mit heute im Germanischen Nationalmuseum bewahrten Instrumenten korreliert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Musikinstrumente aus der Sammlung von Curt Sachs im Germanischen Nationalmuseum. In: Vom Sammeln, Klassifizieren und Interpretieren. Die zerstörte Vielfalt des Curt Sachs (= Klang und Begriff 6). Hrsg. von Martin Elste, Wolfgang Behrens und Frauke Fitzner. Mainz 2017, S. 171–196
    Zepf, Markus
  • Der Nürnberger Musikinstrumentensammler Ulrich Rück und die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums Wien unter der Leitung von Victor Luithlen. In: Die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums Wien ‒ Die ersten 100 Jahre. Berichtband über das Zentenarsymposium. Hrsg. von Beatrix Darmstädter, Rudolf Hopfner und Alfons Huber. Wien 2018, S. 65–85
    Roth, Dominik von und Escherich, Linda
  • Private Passion – Public Challenge: Musikinstrumente sammeln in Geschichte und Gegenwart, Heidelberg: arthistoricum.net, 2018
    Roth, Dominik von und Escherich, Linda (Hrsg.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.11588/arthistoricum.402)
 
 

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