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Die Besiedlung der nördlichen Badia (Nordostjordanien) im Spätchalkolithikum und der Frühbronzezeit (4.-3. Jt. v. Chr.). Ein Beitrag zur archäologischen Siedlungsgeografie in ariden Regionen Vorderasiens

Antragsteller Dr. Bernd Müller-Neuhof
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268166923
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im vorliegenden Projekt ging es vor allem um eine Charakterisierung der befestigten Höhensiedlungen aus dieser Zeit, für die zunächst entsprechende Datengrundlagen generiert werden mussten. Zu diesen Datengrundlagen zählten die Dokumentation und Kartierung der sichtbaren Baustrukturen an den Fundorten, die Datierung der Siedlungsaktivitäten mittels diagnostischer Funde, radiokarbondatierter und/oder OSL-datierter stratifizierter Proben aus Sondagen in den Siedlungen sowie die Identifizierung wasserwirtschaftlicher Installationen in den Siedlungen und ihrer Umgebung. In der Projektverlängerung konzentrierten sich die Forschungen vor allem auf den Fundort Qasr Usseikhim. Hier wurden die Kartierungs- und Dokumentationsarbeiten abgeschlossen. Um die Siedlungsaktivitäten zu datieren, erfolgten einige Sondagen in sogenannten Doppelzellengebäuden, die als Wohnbauten interpretiert werden, sowie an den Resten der Befestigungsmauer. Radiokarbondaten aus den Feuerstellen eines der Doppelzellengebäude bestätigten seine Nutzung in der Mitte des 4. Jt. In denselben Zeitraum datiert auch die Befestigungsmauer, worauf stratifizierte diagnostische Keramik aus einer Sondage verweist. Im Gegensatz zu den anderen befestigten Höhensiedlungen gibt es in Qasr Usseikhim keine künstlich bewässerten Terrassengärten. Dafür konnten zwei künstliche Wasserbecken innerhalb der Befestigungsmauern identifiziert werden, die zur Speicherung des Oberflächenabflusses dienten. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass diese Becken ebenfalls im 4. Jt. errichtet wurden, allerdings datieren die OSL Daten aus den Sedimenten in den Becken in jüngere Zeithorizonte. Bezüglich der Siedlungsstruktur und in der großen Zahl an Doppelzellengebäuden weist Qasr Usseikhim deutliche Ähnlichkeiten mit der ebenfalls in der Basaltwüste liegenden befestigten Höhensiedlung Tulul al-Ghusayn auf. Radiokarbondaten aus beiden Fundorten verweisen auf eine gleichzeitige Besiedlung beider Standorte in der Mitte des 4. Jahrtausends, der Phase Frühbronzezeit IA. Ein zweiter Forschungsschwerpunkt dieses Projektes fokussierte sich auf die unbefestigten Siedlungen in der Region, die vor allen Dingen durch Doppelzellengebäude charakterisiert sind. Stichprobenartig wurden drei Siedlungen für Sondagen in Doppelzellengebäuden ausgewählt, um auch hier Hinweise auf die Datierung dieser Siedlungen zu erhalten. Die bereits in den vergangenen Feldforschungskampagnen häufig beobachtete Fundleere in den ausgegrabenen Gebäuderesten der befestigten Siedlungen, zeigte sich auch hier. So konnten weder in der Siedlung Jebel Ma’an noch in der Siedlung Wadi Mahdath diagnostische Funde bzw. datierbare organische Reste geborgen werden. Lediglich in der Siedlung Harra al-Ghusayn konnte ein Doppelzellengebäude durch einen stratifizierten diagnostischen Kleinfund (Cortexschaber) in die Frühbronzezeit I datiert werden. Radiokarbondatierungen von Holzkohle- und Aschereste aus der Fundstelle eines weiteren Doppelzellengebäudes, welches zu einem Dreizellengebäude ausgebaut wurde, verweisen allerdings darauf, dass der bislang in die Frühbronzezeit I datierte Bautyp des Doppelzellengebäudes bis in das Spätneolithikum zurück zu reichen scheint.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2019 The EBA Colonization of the Northern Bādiyah: Fixing the Chronological Framework. Pp 129-142. In M. Jamhawi (Hrsg.) Studies in the History and Archaeology of Jordan 13. Amman: Department of Antiquities
    Müller-Neuhof, B.
  • 2019 Was Kilroy a truck driver? Modern Petroglyphs in the Basalt Desert of NE-Jordan. Pp 169-177. In S. Nakamura, T. Adachi, M. Abe (Hrsg.) Decades in Deserts: Essays on Near Eastern Archaeology in Honour of Sumio Fujii. Rokuichi Syobou
    Müller-Neuhof, B.
 
 

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