Detailseite
Projekt Druckansicht

Geschlechtsstereotype und Geschlechtsrollen-Selbstkonzept zu Schulbeginn als Mediatoren des Einflusses der Geschlechtstypisierung der Lehrperson auf kindliche Selbstkonzepte eigener Lesekompetenz und Lesekompetenzen

Antragstellerin Dr. Ilka Wolter
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241324904
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Bereits für die erste Grundschulklasse liegen empirische Befunde vor, nach denen Mädchen höhere Lesekompetenzen und ein entsprechend höheres domänenspezifisches Selbstkonzept eigener Lesekompetenz haben als Jungen. In diesem Forschungsprojekt sollte bei Kindern zu Schulbeginn geprüft werden, inwieweit Variationen in dem Ausmaß, in dem a) auf Geschlecht bezogene Konzepte der Lehrperson, b) die Lernangebote der Lehrperson und c) das Geschlechtsrollen-Selbstkonzept des Kindes in Übereinstimmung mit Geschlechtsstereotypen ausgeprägt sind, zur Erklärung dieser Geschlechtsunterschiede beitragen können. In dem Forschungsprojekt an der University of Sussex, England, wurden zur Beantwortung der genannten Fragestellung 142 Kinder der ersten und zweiten Grundschulklasse in ihren Lesekompetenzen getestet sowie zu ihren lesebezogenen und Geschlechtsrollen-Selbstkonzepten und Geschlechtsstereotypen befragt. In Vorstudien wurde ein Instrument entwickelt, um detailliert die Lernangebote von Lehrpersonen im Leseunterricht zu erfassen. Zur späteren Kategorisierung der Geschlechtstypisierung dieser Lernangebote im Lesen wurden Expert/inn/en gebeten, diese Materialien und Aktivitäten danach einzuschätzen, ob sie als geschlechtstypisch oder geschlechtsneutral zu bewerten sind. In der Hauptuntersuchung wurden daraufhin ausgewählte Lernangebote im Lesen und geschlechtsbezogene Einstellungen der Lehrpersonen sowie außerschulische Lesegewohnheiten und geschlechtsbezogene Einstellungen der Eltern der Kinder in Fragebögen erhoben. Leider konnten bis zum Abschluss des Projektes nicht ausreichend Schulen rekrutiert werden, so dass auf Seiten der Lehrpersonen nicht ausreichend Daten zur Beantwortung eines Teils der Fragestellung vorliegen. Zusammengefasst zeigen sich in den ersten deskriptiven Analysen folgende Ergebnisse: Erwartungsgemäß zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Leseselbstkonzept und den Lesekompetenzen der Kinder, woraus deutlich wird, dass Kinder bereits zu Beginn der Schulzeit beginnen, ihre tatsächlichen Kompetenzen realistisch einzuschätzen. Entgegen den Annahmen zeigten sich keine Geschlechtsunterschiede in den Lesekompetenzen und den lesebezogenen Selbstkonzepten. Im dimensionalen Vergleich der Fähigkeitsselbstkonzepte für die Bereiche Lesen und Mathematik zeigte sich allerdings, dass Mädchen sich in beiden Domänen gleich gut einschätzten, wohingegen Jungen bereits ein höheres Selbstkonzept in Mathematik als in der Domäne Lesen aufwiesen. In Bezug auf die Entwicklung geschlechtsbezogener Konzepte bei den Kindern, zeigte sich interessanterweise ein erwarteter Trend in der Ausdifferenzierung der Geschlechtsrollen-Selbstkonzepte im Vergleich der Altersgruppen. Geschlechtsstereotype in der erwarteten Richtung in Bezug auf Schulfächer konnten jedoch nicht aufgezeigt werden. Vielmehr deutete sich an, dass Kinder in allen fachlichen Domänen ihre eigene Geschlechtsgruppe als kompetenter einschätzten als die jeweils andere Geschlechtsgruppe. Ausgehend von diesem ersten Einblick in die Daten des Forschungsprojektes sollen mittelfristig weitere inferenzstatistische Analysen erfolgen. In zukünftigen Forschungsvorhaben sollen die Fragestellungen des Projektes weiterentwickelt sowie darüber hinaus potentielle Einflüsse der Lehrpersonen auf die Entstehung von Geschlechtsstereotypen der Kinder mit Blick auf die Entwicklung der Lesekompetenzen und Selbstkonzepte eigener Lesekompetenz vertiefend betrachtet werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2014, März). Geschlechtstypisierte Lernangebote und Erzieherin-Kind-Beziehungsqualität im Kindergarten: Einfluss auf die Rechtschreibkompetenzentwicklung von Mädchen und Jungen. 2. Kongress der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung, Frankfurt
    Wolter, I., Hannover, B., & Oakhill, J.
  • (2013, June). Gender role self-concepts at school start as mediator of the influence of teacher's gender typicality on children's reading competence and reading selfconcept. Final Conference of the Initial Training Network on Language, Cognition and Gender (ITN LCG), Bern, Switzerland
    Wolter, I. & Hannover, B.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung