Detailseite
Geschlechtsstereotype und Geschlechtsrollen-Selbstkonzept zu Schulbeginn als Mediatoren des Einflusses der Geschlechtstypisierung der Lehrperson auf kindliche Selbstkonzepte eigener Lesekompetenz und Lesekompetenzen
Antragstellerin
Dr. Ilka Wolter
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 241324904
Bereits für die erste Grundschulklasse liegen Befunde vor, nach denen Mädchen höhere Lesekompetenzen und ein entsprechend höheres domänenspezifisches Selbstkonzept eigener Lesekompetenz haben. In einer Stichprobe von 60 unabhängigen Lehrerin-Kind-Dyaden aus Grundschulen in England soll geprüft werden, inwieweit Variationen in dem Ausmaß, in dem a) auf Geschlecht bezogene Konzepte der Lehrperson, b) Lernangebote der Lehrperson und c) das Geschlechtsrollen-Selbstkonzept des Kindes in Übereinstimmung mit Geschlechtsstereotypen ausgeprägt sind, zur Erklärung dieser Geschlechtsunterschiede beitragen können. Dazu sollen die Lehrkräfte und Kinder am Ende der ersten Klasse und zur Mitte der zweiten Klasse mit Hilfe von Interviews, Fragebögen und Leistungstests untersucht werden. Es wird erwartet, dass a) je geschlechtstypisierter die Lehrperson sich selbst beschreibt (d.h. je relativ stärker sich die Lehrerin mit femininen als mit maskulinen Attributen beschreibt), b) je stärker traditionell ihre normative Geschlechtsrollenorientierung ist (d.h. je stärker sie die konventionelle Arbeits- und Machtaufteilung zwischen den Geschlechtern für angemessen und wünschenswert hält) und c) je stärker ihre Lernangebote von einer Gleichverteilung von feminin-konnotierten, maskulin-konnotierten und geschlechtsneutralen Angeboten in Richtung einer Dominanz von feminin-konnotierten Angeboten abweicht, die Schülerinnen und Schüler stärker von Geschlechtsstereotypen beeinflusst sind. Dies sollte sich darin zeigen, dass die Kinder a) stärkere Geschlechtsstereotype über domänenspezifische Interessen und Fähigkeiten erwerben (also stärkere Geschlechtsunterschiede in Interessen und Fähigkeiten - im Besonderen im Lesen - vermuten) und b) stärker geschlechtstypisierte Geschlechtsrollen-Selbstkonzepte angeben (also sich Jungen relativ stärker maskuline als feminine und Mädchen relativ stärker feminine als maskuline Eigenschaften zuschreiben). Mit zunehmend starken auf Interessen und Fähigkeiten bezogenen Geschlechtsstereotypen und zunehmend geschlechtstypisierten Geschlechtsrollen-Selbstkonzepten der Kinder sollten auch ihre Selbstkonzepte eigener Lesekompetenz geschlechtstypisiert ausfallen (z. B. stärkere Geschlechtsunterschiede in den Selbstkonzepten deutlich werden, die nicht über tatsächliche Kompetenzunterschiede erklärt werden können) und sich Geschlechtsunterschiede in der Lesekompetenz zeigen. Zusammengefasst sollen im beantragten Forschungsprojekt der Einfluss der Geschlechtstypisierung der Lehrperson auf kindliche Geschlechtsstereotype betreffend domänenspezifische Interessen und Fähigkeiten und auf kindliche Geschlechtsrollen-Selbstkonzepte sowie der Einfluss dieser kognitiven Konzepte der Kinder auf ihre lesebezogenen Fähigkeitsselbstkonzepte und Lesekompetenzen in einem gemeinsamen Mediationsmodell untersucht werden. Die erwarteten Befunde sollen zur Erklärung der frühen Geschlechtsunterschiede in Selbstkonzepten und Kompetenzen in der Domäne "Lesen" beitragen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Großbritannien
Gastgeberin
Professorin Jane Oakhill, Ph.D.