Detailseite
Projekt Druckansicht

Sakraltopographie einer Klosterlandschaft und ihre Entwicklung auf dem Hügel von Dra' Abu el-Naga / Oberägypten: Deir el-Bachit und das thebanische Pauloskloster - Pilotphase

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 232500198
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Entdeckung der Kapelle im Nucleus der Anlage XXVI und der darin gefundene Goldmünzen-Hort sind die wichtigsten aus der Pilotphase hervorgegangenen Ergebnisse. Sie bestätigen die Bedeutung dieses aus der Wohnbehausung eines „Gründungsvaters“ hervorgegangenen Kultortes. Die Beziehungen der Anlage XXVI mit dem Hauptkloster sind einerseits offenkundig, etwa aufgrund der in Anlage XXVI entdeckten Inschrift mit der Anrufung an den hl. Paulos, der antiken Wegverbindungen zwischen den Sakraltopoi auf dem Bergrücken (Anlage XXVI, XXVII und dem Hauptkloster) und aufgrund von Textbelegen und Inschriften (v.a. dem Briefverkehr zwischen dem Mönch Anatolios aus Anlage XXVI und dem Abt Zacharias aus dem Hauptkloster), andererseits ist es noch immer nicht möglich, sich eine genaue Vorstellung von der Art und Weise der kultischen Verehrung des Gründungsvaters im Nucleus der Anlage XXVI zu machen und die Bedeutung des heiligen Ortes als eines lokalen bzw. regionalen Erinnerungsortes zu erfassen. Was die Erkenntnisse zum Hauptkloster anbetrifft, so haben sich zwar die Informationen über die architektonische Gliederung und die relativ-chronologische Bauabfolge des Hauptklosters im nördlichen Abschnitt durch die geophysikalischen Messungen und die sie begleitenden Sondagen verdichtet, jedoch lässt sich der Kult eines lokalen Heiligen, bzw. eine mögliche Kultverlagerung von Anlage XXVI hin zum Hauptkloster, bislang nicht am archäologischen Befund festmachen. Weiterhin im Mittelpunkt der Forschung steht daher die Frage nach dem Anlass für die Gründung des Hauptklosters und damit dem Wandel von einer anachoretischen Lebensweise in Anlage XXVI hin zu einer koinobitischen Organisationsform im Hauptkloster. Die Entwicklung der Sakraltopographie auf dem Hügel von Dra’ Abu el-Naga hängt entscheidend von der Beantwortung dieser Frage ab. In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, die Wechselbeziehung zwischen der „Gründungszelle“, die zur Kapelle umgebaut wurde, und der koinobitischen Klosteranlage genauer zu erforschen. Vor allem die weitere Untersuchung des „Nucleus“ in der Anlage XXVI, d.h. die vollständige Ausgrabung des bislang noch nicht ergrabenen Naos der Kapelle und die Auswertung der dort auch weiterhin zu erwartenden Textfunde (Ostraka) erscheint besonders vielversprechend. Auch der Aspekt der sozialen Hierarchien innerhalb der Gemeinschaft des Paulosklosters in den Anlagen XXVI, XXVII und dem Hauptkloster, wird anhand einer systematischen Untersuchung des Klosterfriedhofes und der Unterkunftsbauten mit deutlich differenzierten Mönchszellen (Einzelzellen, Dreibettzellen, Mehrfachzellen) und deren größtenteils erhaltenen Inventar mit dem persönlichen Besitz der Mönche zukünftig weiter in den Blick rücken. Gerade mit den neuen Ergebnissen der letzten Jahre sind die weiterführenden Perspektiven für die Arbeiten in Deir el-Bachît enorm: So zeigt sich hier auf kleinstem Raum exemplarisch die Entwicklung der monastischen Bewegung in der Region von einer anachoretischen Form hin zu einer koinobitisch strukturierten Organisation, die sich nach eigenen Aussagen in einer pachomianischen Tradition sieht – möglicherweise ausgelöst durch politische und/oder soziale Veränderungen. Es lassen sich die unterschiedlichen Einrichtungen einer Mönchsgemeinschaft und ihre Organisationsstruktur nachvollziehen. Durch die Verknüpfung der archäologischen Befunde von Deir el-Bachît mit den aus unterschiedlichen Quellen erhaltenen Texten entsteht so ein einzigartiges Bild eines Klosters und seiner Entwicklung durch die Jahrhunderte, gerade für die ansonsten eher schlecht dokumentierte Zeit der Spätantike und des Frühmittelalters. I. Eichner, T. Beckh, Ein Geheimversteck im Altar, in: Damals. Das Magazin für Geschichte 46/11, 2014, S. 45-46. T. Beckh, I. Eichner, Geheimversteck im Altar, in: Antike Welt 3/2014, S. 5. http://web.rgzm.de/forschung/a/article/geheimversteck-im-altar.html https://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2014/beckh_archaeologie.html

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung