EIKON - Das Leben griechischer Porträts
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das deutsch-französische Forschungsprojekt "EIKON – Das Leben griechischer Porträts / La vie des portraits grecs" hat zwischen 2013 und 2016 die Geschichte(n) griechischer Porträts zwischen dem 5. und 1. Jh. v. Chr. nach ihrer Aufstellung als Ehren-, Grab- oder Weihestatuen untersucht, um 'Bildnispraktiken' und 'Neu-Kontextualisierungen' zu verstehen. Als Ergebnis wurde eine systematisch gegliederte Monographie publiziert, die das erste Handbuch zu Fragen des Umgangs mit Bildnisstatuen in der griechischen Antike darstellt. Sie behandelt das 'Leben' griechischer Porträtstatuen in einer idealen Diachronie von der 'Geburt' bis zum 'Tod' und den Umgang mit Bildnisstatuen in panhellenischen Heiligtümern. Terminologie, Techniken und Phänomene der Reparatur, Wiederverwendung und Umgestaltung griechischer Bildnisse werden dabei ebenso wie die Spuren solcher Praktiken an griechischen Porträtskulpturen systematisch dargestellt. In einem aus einer Tagung hervorgegangen Publikation wurden zudem neue Forschungen zu griechischen Porträts im Kontext vorgelegt. Zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Projekts zählt es, dass der Umgang mit bereits vorhandenen Bildnissen im hellenistischen Griechenland eine gegenüber der Neuanfertigung durchweg gängige und bedeutsame Praxis darstellte. Sie war vielfach weit mehr als Recycling und mit einem bewussten Umgang mit Vergangenheit und Erinnerung verbunden. Die Wiederverwendung von und der Bezug auf ältere Porträtstatuen nahm im 2. Jh. v. Chr. zu, als auch Techniken der Reproduktion von Porträtmodellen im Herrscherbildnis entwickelt wurden. Im 2./1. Jh. v. Chr. lässt sich auch beobachten, dass Porträts hellenistischer Herrscher durch Umarbeitung aktualisiert wurden, ohne eine Neu-Benennung bzw. Umwidmung zu erfahren. Im Rahmen einer noch nicht abgeschlossenen Dissertation von Elena Gómez-Rieser konnte herausgearbeitet werden, wie die Bekränzung von Porträtstatuen, die im hellenistischen Griechenland zu den geläufigen Ehrungspraktiken gehörte, (1) den Dargestellten eine bleibende Beteiligung an sozialen Ritualen zuschrieb, und (2) dazu diente, aus dem eher uniformen Bild langer Reihen von Ehrenstatuen hellenistischer Plätze einzelne Porträts temporär herauszuheben und damit Hierarchien der Erinnerung zu schaffen. Die temporäre Bekränzung von Porträts ist von Bildnissen, denen Kränze aus Stein oder Metall fest angearbeitet waren, grundsätzlich zu unterscheiden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Magische Präsenz. Porträtstatuen der griechischen Antike als Teil der politischen Kommunikation. Forschung. Das Magazin der Deutschen Forschungsgemeinschaft 4, 2014, pp. 4-9.
Ralf von den Hoff
- Eikones. Portraits en contexte. Recherches nouvelles sur les portraits grecs, Archeologia Nuova 3, Venosa 2016, 354 pages, ISBN13 9788881675043.
von den Hoff, Ralf, Queyrel, François, Perrin-Saminadayar, Eric
- La vie des portraits grecs. Statues-portraits du Ve au 1er siècle av. J.-C. Usages et re-contextualisations. Paris 2017, 406 pages, ISBN 978 2 7056 9334 3.
von den Hoff, Ralf, Queyrel, François
- Das Leben griechischer Porträts. Porträtstatuen des 5. bis 1. Jhs. v. Chr. : Bildnispraktiken und Neu-Kontextualisierungen. Paris 2019, 420 pages, ISBN 978-2-7056-9335-0.
von den Hoff, Ralf, Queyrel, François