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Evaluation der Notwendigkeit einer antipsychotischen Erhaltungstherapie zur Rückfallprophylaxe bei langfristig stabilen schizophrenen Patienten - eine randomisierte, einfach-verblindete, longitudinale Studie

Antragsteller Professor Dr. Stefan Leucht, seit 10/2014
Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 228632533
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Effektivität von Antipsychotika in der Rückfallprophylaxe schizophrener Erkrankungen wurde in einer Vielzahl von randomisierten Studien nachgewiesen. Die meisten Behandlungsleitlinien der internationalen Fachgesellschaften empfehlen daher bei chronischen Patienten eine antipsychotische Rückfallprophylaxe über mehrere Jahre. Neue Daten haben aber gezeigt, dass zumindest bei Patienten mit einer erstmaligen schizophrenen Episode ein vorsichtiges Absetzen/Reduzieren der antipsychotischen Medikation im Langzeitverlauf zu einem deutlich besseren sozialen Funktionsniveau führt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lagen für dieses Vorgehen allerdings bei chronischen, langfristig stabilen Patienten mit Schizophrenie keine Daten vor. Im Rahmen einer Pilotstudie, die vor allem der Überprüfung der Machbarkeit einer späteren konfirmatorischen Studie diente, wurden daher 21 Patienten mit Schizophrenie (Alter 27-63 Jahre, Erkrankungsdauer 4-30 Jahre), die seit mindestens 3 Jahren unter antipsychotischer Medikation stabil waren, randomisiert zwei Gruppen zugeteilt. Entweder wurde die Medikation unverändert fortgesetzt oder unter engmaschiger Kontrolle (zweiwöchentliche Visiten) schrittweise über drei Monate reduziert. Die Gesamtbeobachtungsdauer betrug sechs Monate. Bei einem Teilnehmer konnte die Medikation komplett abgesetzt werden, bei den anderen Teilnehmern der Reduktionsgruppe konnte die antipsychotische Medikation im Durchschnitt um 42% reduziert werden. Bei zwei Teilnehmern kam es im Rahmen der Reduktion zu einer Reexazerbation der Symptomatik. Diese ließ sich aber durch eine erneute Erhöhung der Medikation ambulant rasch abfangen, eine stationäre Behandlung war in keinem Fall notwendig. Signifikante Unterschiede hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungen fanden sich vor dem Hintergrund der kleinen Fallzahl nicht. Insgesamt zeigte die Pilotstudie, dass bei stabilen chronischen Patienten mit Schizophrenie unter engmaschiger Beobachtung eine deutliche Dosisreduktion manchmal bis hin zum Absetzen der Antipsychotika möglich sein kann. Aufgrund der kleinen Fallzahl müssen die Ergebnisse in einer größeren konfirmatorischen Studie bestätigt werden, für die wir durch die Pilotstudie wichtige Erkenntnisse gewonnen haben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • A randomized clinical trial to evaluate gradual neuroleptic discontinuation in chronic stable schizophrenic patients. npj Schizophrenia (2016) 2
    Maximilian Huhn, Claudia Leucht, Markus Dold, Philipp Rothe, Stefan Heres, Stefan Leucht
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1038/npjschz.2016.8)
 
 

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