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Neurobiologische und psychologische Reaktionsmuster auf soziale Zurückweisung bei der Borderline Persönlichkeitsstörung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Martin Bohus; Professorin Dr. Stefanie Lis
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2011 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 190034061
Viele der schwerwiegenden zwischenmenschlichen Probleme von Borderline-Patienten stehen in Zusammenhang mit einem fortwährenden Erleben von sozialer Zurückweisung. Während der ersten Förderperiode wurden in IP1 mögliche Mechanismen dieses dysfunktionalen Erlebens und dessen Konsequenzen fokussiert. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass weniger das Erleben von realer sozialer Zurückweisung als die Verarbeitung positiver sozialer Signale v.a. im Bereich von sozialer Zugehörigkeit und Akzeptanz verändert ist: BPS Patienten erlebte unter experimentellen Bedingungen fröhliche Gesichtsausdrücke als weniger intensiv und weisen eine hohe Unsicherheit bezüglich der eigenen Wahrnehmung auf. Unter experimentell erzeugtem sozialem Einschluss fühlen BPS-Patienten sich weniger eingebunden. Auf der Verhaltensebene fanden sich Probleme in der Adjustierung der Erwartungshaltung bei positivem Feedback sowie eine Reduktion von Kooperation nach vorhergehender Inklusion im Kontakt mit unbekannten Mitspielern. Die individuell angegebene kognitiv-affektive Hypersensitivität gegenüber sozialer Zurückweisung (Zurückweisungssensitivität) scheint ein guter Marker für diese Befunde zu sein, korreliert sie doch mit dem Schweregrad der gefundenen Alterationen und zeigt sich auch bei remittierten Patienten noch erhöht. Wir gehen davon aus, dass die fehlerhafte Verarbeitung von prosozialen Signalen aus der Umgebung wesentlich zu den borderline-typischen Gefühlen der sozialen Isolation, der "Andersartigkeit" und der anhaltenden Einsamkeit beitragen. Während der zweiten Förderperiode verfolgt IP1 zwei Ziele: 1.) die Umsetzung der Befunde aus der ersten Förderperiode in ein computer-basiertes therapeutisches Trainings-Programm und dessen Evaluation unter kontrolliert randomisierten Bedingungen. 2.) Die weitere Untersuchung der Pathomechanismen gestörter sozialer Zugehörigkeit. Hier untersuchen wir insbesondere vermutete Störungen basaler interaktioneller Prozesse wie Mimikry oder Verhaltenssynchronisation und deren Zusammenhang mit der Verarbeitung von sozialer Belohnung und sozialen Erwartungen. Die Experimente berücksichtigen dabei sowohl die Verhaltens-Ebene als auch psychophysiologische Parameter (HR; EMG) und neurale Korrelate (fMRI).
DFG-Verfahren
Klinische Forschungsgruppen