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Heinz-Dietrich Wendland: Theologie der Gesellschaft in den Tranformationsprozessen zur BRD

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193577895
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Für das Forschungsprojekt lassen sich als wesentliche Ergebnisse folgende Aspekte nennen: Zum einen konnte der in der Theologiegeschichte des 20. Jh. bisher nahezu unsichtbare Theologe Heinz-Dietrich Wendland mit seiner Biographie in seinen vielfältigen Beziehungen sowie seiner theologischen Entwicklung sichtbar gemacht werden. Die Untersuchung von vornherein nicht ausschließlich von seiner Person, sondern unter Berücksichtigung der Netzwerke anzugehen, hat sich als problemerschließend erwiesen. Denn so konnte deutlich gemacht werden, wie stark die individuellen Entwicklungen und Interessen eingebunden waren in konzeptionelle Cluster, für die sich als Referenzrahmen der Beschreibung ,Konservatismus' als tragfähiges ideengeschichtliches Theorem erwiesen hat. So ließ sich aber auch zeigen, dass der junge Wendland selbstständige Impulse entwickelt hat, zu deren Entfaltung es allerdings erst nach 1945 gekommen ist. Die Perspektive der Netzwerke ermöglicht so nicht nur, die vielfältigen Beziehungen, in denen sich Wendland vor allem über die EMB und das Ev. Johannesstift in Berlin bewegt hat, zu beschreiben, darüber hinaus wird auch die Dynamik der gedanklichen Entwicklung im Bezug auf das Politik- und Gesellschaftsverständnis Wendlands deutlich. Zum anderen hat sich in der Arbeit am Projekt gezeigt, wie die theologischen und geistesgeschichtlichen Hintergründe des national-konservativen Protestantismus, dem Wendland entstammt, in seinem Denken durch die politische Dynamik des 20. Jh. zum einen massiv in Bewegung geraten ist, zum anderen aber an wesentlichen Konstanten festgehalten hat. Dabei ging es vor allem darum, wie diese Dynamik in ihren konzeptionellen und institutionellen Rahmenbedingungen zu beschreiben ist. Es ließ sich nachweisen, dass bereits in der Arbeit an der AC vielfältige Bezüge und Ansätze für einen theologischen Zugriff auf zivilgesellschaftliche Phänomene vorhanden waren, ohne diese offensiv so zu benennen. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass die für die AC typische Rahmung dieser Wahrnehmung gesellschaftlicher Entwicklungen als Krisenphänomene einen konstruktiven Zugriff auf Gesellschaft' und ,Demokratie' schwer - oder eigentlich unmöglich - machten. Dazu kam, dass die Enttäuschungen auf der Suche nach neuen Vergemeinschaftungsformen mit dem Ende der Weimarer Zeit mit Teilen der NS-Ideologie zu korrespondieren schienen, so dass sich Wendlands Denken an diesen Punkt als anfällig erwies. Die Untersuchung macht deutlich, welche massiven Umbildungsprozesse und Reformierungen theologischer Traditionsbestände nach 1945 im Hinblick auf theologische Deutungsfiguren des Sozialen notwendig waren. Mit Blick auf Wendland lässt sich deutlich zeigen, dass dabei nicht nur als überholt Angesehenes einfach abgestoßen wird, sondern vielmehr, wie etwa unter Einbeziehung von Konzeptionen aus der Ökumene und unter Rückgriff von Ansätzen aus den 20er Jahren sowie deren Anbindung an sozial- und humanwissenschaftliche Fragestellungen über die Vermittlung durch Netzwerkstrukturen neue Perspektiven gewonnen werden konnten.

 
 

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