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'St. Anselmi Fragen an Maria' - (digitale) Erschließung, Auswertung und Edition der gesamten deutschsprachigen Überlieferung (14.-16 Jh.)

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung von 2010 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 177690075
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘ (auch ‚Interrogatio Sancti Anselmi de Passione Domini‘) liegt ein Sonderfall mittelalterlicher Textüberlieferung vor: Die einzige Passionsdarstellung in Dialogform ist im gesamten deutschsprachigen Gebiet vom 14.-16. Jh. in Vers- und in Prosaformen überliefert. Die derzeit bekannte Überlieferung umfasst 204 Handschriften und 33 Drucke in lateinischer (162), deutscher (69), mittelniederländischer (5) und mittelenglischer (1) Sprache. Damit ist ‚St. Anselm‘ einer der am reichsten überlieferten religiösen Texte des Spätmittelalters. Im Rahmen des Projekts wurden alle regionalsprachigen Texte erfasst und aufbereitet und die gewonnenen Daten und Ergebnisse in digitaler Form bereitgestellt. Hierfür wurden die erfassten Texte auf mehreren Ebenen philologisch aufgearbeitet und linguistisch annotiert. Daneben wurden z.B. die Mitüberlieferungen – der Text ist fast ausschließlich in Sammelhandschriften tradiert – erfasst und weitestgehend Angaben zu den Provenienzen ermittelt. Die Herausforderung und der Reiz des Materials liegen in interdisziplinären Herangehensweisen, die grundlegend neue Erkenntnisse versprechen, wie erste Forschungsergebnisse bereits zeigen. Das Projekt nutzt die linguistische und textgeschichtliche Vielfalt nicht nur, um eine Quelle zu erschließen, sondern auch um methodisch neue Zugänge zu varianter Textüberlieferung zu entwickeln. Mit der Gesamtüberlieferung von ‚St. Anselm‘ liegt also dreierlei vor: 1. Ein linguistisches Korpus mit einer einzigartigen Verteilung über das gesamte deutschsprachige und niederländische Gebiet in einem Zeitraum vom 14.-16. Jh., 2. ein literarisches Gebilde mit komplexer Redaktionsgeschichte, 3. ein theologisches Dokument der sich wandelnden Passionsfrömmigkeit. Ausgehend von der nun vorliegenden Grundlage können signifikante qualitative und quantitative Aussagen für Fragestellungen der Linguistik, der Literaturwissenschaft und der Überlieferungsforschung getroffen werden. Bei der digitalen Aufbereitung der Daten sind Ansätze der Digital Humanities zum Teil der Erschließung gemacht worden: • Transkription (Überführung der einzelnen Texte in codierte Dateiformate), • Kollation (Abgleich eines jeden Zeichens des codierten Dateiformats mit der Handschrift), • Konvertierung in handschriftennahe bzw. diplomatische Textversionen der codierten Formate, • Präedition auf lexikalischer Ebene, • Lese-Korrektur der Texte im Abgleich mit den Handschriften (z.B. zur Klärung unsicherer Lesarten und zur inhaltlichen Kommentierung durch das Erfassen zusammenhängender Textpassagen), • grammatische Annotation. Die gesamte (zugängliche) deutschsprachige Überlieferung steht für Suchabfragen zur Verfügung. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem computerlinguistischen Partnerprojekt mit gleichem Titel unter der Leitung von Prof. Dr. Stefanie Dipper (Bochum) genehmigt und in einigen Punkten in enger Kooperation durchgeführt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Creating synopses of ‚parallel‘ historical manuscripts. Alignment guidelines, evaluation, and applications. In: Jost Gippert/ Ralf Gehrke (Hgg.): Historical Corpora. Challenges and Perspectives (International Conference on ,Historical Corpora 2012’/ Digital Humanities 6.-8.12.2012, Frankfurt/ Main). Tübingen 2015, S. 137-150
    Simone Schultz-Balluff mit Stefanie Dipper und Julia Krasselt
  • Auf dem Wandbord einer Nonne – Ein Passionstraktat in täglichem Gebrauch. In: Britta-Juliane Kruse (Hg.): Rosenkränze und Seelengärten. Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 95). Wiesbaden 2013, S. 147- 155
    Simone Schultz-Balluff
  • The Anselm Corpus: Methods and Perspectives of a Parallel Aligned Corpus. In: Þórhallur EyÞórsson/ Lars Borin/ Dag Haug/ Eiríkur Rögnvaldsson (Hgg.): Proceedings of the Workshop on computational historical linguistics at NODALIDA 2013 (NODALIDA 2013, May 22-24, Oslo). Oslo 2013, S. 27-42 (NEALT Proceedings Series 18
    Simone Schultz-Balluff mit Stefanie Dipper
  • ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘ – Schritte zu einer (digitalen) Erschließung, Auswertung und Edition der gesamten deutschsprachigen Überlieferung (14.-16. Jh.). In: Anne Bohnenkamp-Renken (Hg.): Medienwandel und Medienwechsel in der Editionswissenschaft. Berlin/ New York 2013, S. 177-196. (Beihefte zu editio 35)
    Simone Schultz-Balluff mit Stefanie Dipper
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110300437.173)
  • Interrogatio Sancti Anselmi de Passione Domini, deutsch. Überlieferung – Edition – Perspektiven der Auswertung (Veröffentlichungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste). Paderborn 2014
    Klaus-Peter Wegera
    (Siehe online unter https://doi.org/10.30965/9783657780815)
  • Tränen und Blut – Der Weg ins Himelreich: ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘. In: Nathanael Busch/ Björn Reich (Hgg.): Vergessene Texte des Mittelalters. Stuttgart 2014, S. 91-106
    Rebecca Wache
  • Die Analyse syntaktischer Strukturen in paralleler Überlieferung. Am Beispiel der mittelniederdeutschen Handschriften und Drucke von ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘. In: Markus Hundt/ Alexander Lasch (Hgg.): Deutsch im Norden (Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 6). Berlin/ Boston 2015, S. 243-268
    Simone Schultz-Balluff mit Nina Bartsch
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/jbgsg-2015-0015)
  • Kreatives Schreiben im Mittelalter – editorische Herausforderung heute. Zum Umgang mit Varianten im Editionsprozess am Beispiel von ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘. In: Thomas Bein (Hg.): Vom Nutzen der Editionen. Zur Bedeutung moderner Editorik für die Erforschung von Literatur- und Kulturgeschichte. Berlin/ Boston 2015, S. 317-333. (Beihefte zu editio 39)
    Simone Schultz-Balluff
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/9783110418255-025)
  • Anweisung und Lehre – Zur Funktionalisierung von ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘. In: Nicola McLelland/ Henrike Lähnemann/ Nine Miedema (Hgg.): Lehren, Lernen und Bilden. XXIII. Anglo-German Colloquium. Tübingen 2017, S. 305-323
    Simone Schultz-Balluff
  • Gedruckt vnd vollendt zo Coelln in dem vastauent. Der Passionsdialog ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘ zwischen Handschrift und Druck. In: Alheydis Plassmann/ Michael Rohrschneider/ Claudia Wich-Reif (Hgg.): Rheinische Vierteljahrsblätter 82 (2018), S. 1-22 (Veröffentlichung der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn)
    Simone Schultz-Balluff mit Nina Bartsch
  • Der norddeutsche Raum als Dreh- und Angelpunkt der Überlieferung? Die mittelniederdeutschen Textzeugen des Passionsdialogs ‚St. Anselmi Fragen an Maria‘. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 142 (2019), S. 53-86
    Simone Schultz-Balluff
 
 

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