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'St. Anselmi Fragen an Maria' - (digitale) Erschließung, Auswertung und Edition der gesamten deutschsprachigen Überlieferung (14.-16 Jh.)
Antragstellerin
Professorin Dr. Simone Schultz-Balluff
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung von 2010 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 177690075
Mit St. Anselmi Fragen an Maria (Interrogatio Sancti Anselmi de Passione Domini) liegt ein einmaliger Glücksfall mittelalterlicher Textüberlieferung vor: Der einzige Passionstraktat in Dialogform ist im gesamten deutschsprachigen Gebiet vom 14.-16. Jh. in Vers- und in Prosaformen überliefert. Der Bestand umfasst 198 Handschriften und 33 Drucke in lateinischer (162), deutscher (64), niederländischer (4) und englischer (1) Sprache; damit ist St. Anselm einer der am reichsten überlieferten religiösen Texte des Spätmittelalters. Ein Quer- und Längsschnitt durch die deutschsprachige Überlieferung erschließt damit sprachhistorisch und dialektologisch Neuland. Editorisch werden durch die gleichzeitige Bereitstellung der Daten und Ergebnisse in digitaler Fassung und im Printmedium methodisch neue Wege erprobt, die modellbildend wirken.Von dieser Grundlage aus können signifikante qualitative und quantitative Aussagen für Fragestellungen der Linguistik, Literatur- und Kulturwissenschaft getroffen werden. Entscheidend dafür ist es, die Daten nicht nur digital darzubieten und aufzubereiten, sondern neue Ansätze der Digital Humanities zum Teil der Erschließung zu machen. So verbindet das Projekt unterschiedliche Zugänge interdisziplinär und kann damit die Überlieferungsgeschichte des Spätmittelalters neu aufrollen. Die dialogische Grundstruktur des Textes erlaubte den Benutzern, sich in den Text einzuschreiben: Über den Sprecher Anselm von Canterbury kann er die Fragen an Maria zur Passion ihres Sohnes formulieren. Das bot den zeitgenössischen Bearbeitenden ein Gerüst, Zusätze, Ausführungen und Details einzuarbeiten. Die unterschiedlichen Fassungen innerhalb der Vers- und Prosaform und individuelle Vor- und Nachsätze lassen eine breite Rezeption in Klöstern sowie in weltgeistlichen und weltlichen Bereichen erkennen.Grundlegende inhaltliche Ziele sind:- Erschließung einer für das Frühneuhochdeutsche und Mittelniederdeutsche singulären Textsammlung über unterschiedliche Annotationsebenen- Auswertung der Zusammensetzung der Codices, der Einbindung des Traktates, Ermittlung der ProvenienzenMethodisch innovatives Vorgehen:- Kombination von Forschungsplattform und digitaler Edition- Generierung der Printedition aus der digitalen Edition- Zusammenarbeit und fachlicher Austausch über die Forschungsplattform- Erprobung des Materials der virtuellen Arbeitsumgebung- Erprobung einer philologischen Abstandsmessung (in Anlehnung an die linguistische) von Lexik über Semantik bis zur Makrostrukturierung des TextesNachhaltigkeit, Sicherung der Daten und Ergebnisse über:- Forschungsplattform mit digitaler Edition, in- und externen Verknüpfungsmöglichkeiten, Zugang zu Projektdaten- zitierfähige Printedition, die die komplexe Überlieferungslage berücksichtigt- Workshop KlosterKontexte, zu dessen inhaltlicher Vorbereitung die Forschungsplattform genutzt wird- Veröffentlichung der Ergebnisse in einem wissenschaftlichen Begleitband
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Klaus-Peter Wegera