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Bevölkerungsdichte, Kommunikationsstrukturen und Traditionsräume in der Trichterbecherkultur

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2009 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 128738133
 
Im 4. vorchristlichen Jahrtausend kam es in Nordmitteleuropa zu einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen, die zur Errichtung monumentaler Architektur führten. Die dabei wirksamen komplexen Vorgänge werden durch eine großräumige Auswertung archäologischer Sach- und Architekturdaten auf hohem Skalenniveau untersucht. Ziel ist die Entwicklung von Modellen für demographische Prozesse und für die Beschaffenheit von Kommunikationsstrukturen und Traditionsräumen im Spannungsfeld von Wandel und Kontinuität. Die detaillierte Betrachtung der Architekturdaten basiert auf einem merkmalanalytischen Zugang. Die Vielfalt der erfassten Merkmalkombinationen lässt regionale Muster erkennen. Die Biographien der Anlagen spiegeln deren Errichtung, Umgestaltung und ihren Funktionswandel wider und verweisen auf Veränderungen im Grab- und Bestattungsritus. Die Untersuchung der Frankfurter Arbeitsgruppe verfolgt die Frage, wie weit sich in den hier abbildenden spezifischen Mustern soziokulturelle Traditionslinien und soziale Strukturen neolithischer Gemeinschaften wiederfinden lassen.Standardisierte Aufnahmen, insbesondere von Keramik und Steinartefakten, gewährleisten die Vergleichbarkeit der Objekte in Raum und Zeit. Dadurch lassen sich räumliche Muster erfassen, die sich für die Rekonstruktion von Statik und Dynamik von Kommunikationsstrukturen und Traditionsräumen eignen. Die vergleichende räumlich-statistische Analyse typologischer Unterschiede der Inventare von nordmitteleuropäischen Megalithgräbern, Flachgräbern, Siedlungen und Erdwerken auf verschiedenen Raumebenen (lokal, regional und überregional) dient der Arbeitsgruppe Kiel als Basis, kulturelle Unterschiede als Indikator für Kommunikationsstrukturen zu verwenden. Die in der ersten und zweiten Förderphase durch das Kieler Teilprojekt vorgenommene umfangreiche standardisierte Aufnahme von Megalith- und Flachgrabinventaren sowie von Inventaren aus Siedlungen dient in der dritten, hier beantragten Förderphase des Projekts als Datenbasis für eine feinchronologisch in 100-Jahres-Schritte aufgelöste Analyse der Kommunikationsstrukturen der Trichterbechergesellschaften Nordmitteleuropas. Grundlage ist die Gliederung des Materials, die durch die Arbeitsgruppe Kiel geleistet wird. Darauf aufbauend steht neben der Herausarbeitung von Gruppen und Netzwerken, vor allem auch die möglicher Zentralität und Heterogenität, im Vordergrund. Der zentrale Untersuchungsgegenstand der Kölner Arbeitsgruppe besteht in einer europaweit vergleichenden Betrachtung zu der Größe von Bestattungsgemeinschaften, dem maximalen Umfang gemeinsam handelnder Gruppen (gemessen an Größe und Einzugsbereich der entsprechenden Grabenanlagen) und ihre vertikale soziale Differenzierung. Bisherige Beobachtungen weisen darauf hin, dass es einen umgekehrt proportionalen Zusammenhang zwischen der Zahl der kollektiv bestatteten Individuen und der vertikalen sozialen Differenzierung der entsprechenden Gruppe gibt. Monumentale Gräber sind insbesondere dann als besonders aufwendig zu betrachten, wenn sie für einzelne Individuen errichtet worden sind, da man sich bei Kollektivbestattungen den Arbeitsaufwand auf die entsprechende Personenzahl verteilt vorstellen muss. Wenn man europaweit an besonders frühe monumentale Bestattungsformen denkt, erkennt man oft ein Stadium, in dem die Rolle des Individuums betont wird. Darauf scheinen oft Phasen mit Kollektivbestattungen zu folgen, in denen die Gemeinschaft besonders wichtig gewesen sein muss. Exemplarisch für eine solche Phase sind in der europaweiten Perspektive auch die Siedlungsstrukturen aus Südwestdeutschland und der Schweiz (wo auch entsprechende kollektive Bestattungen bekannt sind). Es ist die Forschungsfrage dieses Projektes, ob im Vergleich Variablen erkennbar sind, die die Zyklizität und eine Pfadabhängigkeit in die eine oder die andere Richtung fördern.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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