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Untersuchungen zur Aktivierungsausbreitung im konzeptuell-lexikalen System während der Sprechplanung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 96282304
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des beantragten Forschungsprojekts stand die Identifikation von Faktoren, die den Aktivationsfluss im konzeptuell-lexikalischen System während der Sprechplanung modulieren. Diese Fragestellung hat in den vergangen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, nachdem deutlich geworden ist, dass weder strikt diskret-serielle Modelle noch uneingeschränkt kaskadierende Modelle den Lexikalisierungsprozess bei der Sprachproduktion adäquat beschreiben. Wir verwendeten ein Paradigma, bei dem in jedem experimentellen Durchgang ein zu benennendes Zielobjekt und ein zu ignorierendes Kontextobjekt präsentiert wurden und mittels einer Interferenztechnik das Ausmaß der automatischen phonologischen Aktivierung des Kontextobjekts erfasst wurde. Zusätzlich wurde die Relation der beiden Objekte systematisch variiert. Wir gelangten zu folgenden Hauptbefunden. (1) Eine kategorial-semantische Relation zwischen einem zu benennenden Zielobjekt und einem zu ignorierenden Kontextobjekt forciert die automatische Koaktivierung des Kontextobjekts bis auf eine phonologische Verarbeitungsebene. (2) Eine visuelle Formähnlichkeit zwischen den Objekten führt zu vergleichbaren Effekten. (3) Wenn eine erfolgreiche frühe Filterung von Kontextobjekten gelingt, erfolgt diese vermutlich an der Schnittstelle zwischen konzeptueller und lexikalischer Verarbeitung, ohne dass semantisch-lexikalische Repräsentationen substantiell aktiviert werden. (4) Vermutlich führen die beiden untersuchten Relationen dazu, dass das irrelevante Kontextobjekt verstärkt Aufmerksamkeit bindet, dadurch auf einer frühen konzeptuellen Verarbeitungsebene substantielle Aktivierung akkumuliert und deshalb erst spät im Verarbeitungsprozess effektiv herausgefiltert werden kann. Der Befund, dass das Ausmaß der automatischen Koaktivierung eines Kontextobjekts von den nach einer priorisierten Verarbeitung der Zielobjekts verbleibenden Ressourcen abhängt, liefert weitere Evidenz für die Annahme, dass die Aufmerksamkeitsallokation innerhalb komplexer visueller Displays ein entscheidender Faktor für die resultierenden lexikalischen Aktivierungsmuster ist. (5) Unsere Studien tragen somit auch zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels zwischen vorsprachlicher Kognition und sprachlichen Prozessen bei und haben methodische Implikationen für zukünftige Sprachproduktionsstudien, in denen mit komplexen visuellen Displays gearbeitet wird (z.B. bei Satzproduktionsstudien). In solchen Studien ist entscheidend, ob eine beobachtbare lexikalische Aktivierung bereits automatisch aus der visuellen Verarbeitung eines Stimulusdisplays getrieben ist (und damit sogenannte lead-in processes reflektiert) oder als Indikator spezifischer lexikalischer Planungsprozesse (sogenannte core processes) zu werten ist. Ein Teilprojekt, bei dem versucht wurde, lexikalische Aktivierungsmuster durch vorangestellte Kontextinformation zu modulieren, führte nicht zu klaren Ergebnissen. Dagegen lieferten ergänzende Studien, die über das Antragsprogramm hinaus durchgeführt werden konnten, u. a. wichtige Beiträge zu der aktuellen Debatte um kompetitive vs. nichtkompetitive Modelle des lexikalischen Zugriffs. Diese Studien stützen klar die Sichtweise, dass sprachliche Repräsentationen aus dem mentalen Lexikon in kompetitiver Weise abgerufen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2010). Semantic relatedness among objects promotes the activation of multiple phonological codes during object naming. Quarterly Journal of Experimental Psychology, 63, 356–370
    Oppermann, F., Jescheniak, J. D., Schriefers, H., & Görges, F.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/17470210902952480)
  • (2011). Ease of processing constrains the activation flow in the conceptual-lexical system during speech planning. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 37, 649–660
    Mädebach, A., Jescheniak, J. D., Oppermann, F., & Schriefers, H.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/a0022330)
  • (2011). Is there semantic interference in delayed naming? Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 37, 522-538
    Mädebach, A., Oppermann, F., Hantsch, A., Curda, C., & Jescheniak, J. D.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/a0021970)
  • (2011). Word order does not constrain phonological activation in single word production. Journal of Cognitive Psychology, 23, 837-842
    Mädebach, A., Alekseeva, E., & Jescheniak, J. D.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/20445911.2011.579071)
  • (2012). The rapid extraction of gist – early neural correlates of high-level visual processing. Journal of Cognitive Neuroscience, 24, 521-529
    Oppermann, F., Hassler, U., Jescheniak, J. D., & Gruber, T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1162/jocn_a_00100)
 
 

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