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Zeitfenster der automatischen auditiven Objektrepräsentation: Die Bedeutung der Segmentierung in langen Tönen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2008 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 85726785
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zeit spielt in der auditiven Modalität eine wesentliche Rolle, da sich akustische Information über die Zeit erstreckt. Das Projekt fokussierte unter Nutzung des ereigniskorrelierten Hirnrindenpotenzials „mismatch negativity“ (MMN) die automatische (d.h. ohne bewusste Aufmerksamkeitszuwendung ablaufende) Bildung von Gedächtnisrepräsentationen von Schallen über die Zeit. Derartige Repräsentationen sind beispielsweise für das Wahrnehmen und Unterscheiden zunächst nicht-beachteter Umweltreize (z.B. Warnsignale) essentiell. Die Bildung von Gedächtnisrepräsentationenund deren funktionale Bedeutung für spätere Prozesse fand erhebliche Aufmerksamkeit in früheren MMN-Studien. Allerding beschränkten sich diese vorrangig auf Schalle mit kurzer Dauer (<350 ms). Bezogen auf die Verarbeitung langer Schalle (>350 ms) blieb dieses Forschungsfeld bisher weitestgehend unerforscht. So wurde beispielsweise nicht ausreichend geklärt, warum nur die ersten (<350 ms) Reizanteile von gleichbleibenden Schallen im auditiven Gedächtnis adäquat gespeichert werden, während solch eine zeitliche Beschränkung in der Repräsentation später Information von Schallen mit variierendem spektralen Gehalt weniger konsistent beobachtet wurde. Solch eine zeitliche Beschränkung in der Repräsentation kann beispielsweise dazu führen, dass Schalle, welche sich in späten Anteilen unterscheiden, nicht automatisch diskriminiert werden können.Diese Limitierung in der automatischen Veränderungsdetektion wird durch das Ausbleiben der MMN angezeigt. Durch die systematische Manipulation der Reizparameter und unter Verwendung der MMN wurde ausgelotet, wann es zur Bildung adäquater Gedächtnisrepräsentationen kommt und wann nicht. Durch die Einbeziehung von zusätzlichen EKPs (P1-N1-P2) wurden erforderliche initiale Verarbeitungsschritte ermittelt, die bei der Erstellung der Repräsentation wichtig sind. Ein wesentlicher Befund ist die Tatsache, dass die graduelle spektrale Variation von langen Tönen nicht hinreichend ist, um zur adäquaten Enkodierung später Reizabschnitte zu führen (indiziert durch das Fehlen von MMN). Mit anderen Worten, die zeitliche Beschränkung bei der tonalen Gedächtnisrepräsentation ist nicht durch einfache Adaptations- bzw. Refraktäreffekte zu erklären. Stattdessen braucht es Transienten im Signalstrom, die vom System zur Segmentierung des akustischen Inputs führen (indiziert durch P1-N1-P2). Zudem konnten wir zeigen, dass die simultane Segregation (indiziert durch ORN) bei späten zur Verfügung stehenden Hinweisreizen schlechter gelingt als bei frühen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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