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Lenkung von Entwicklungs- und Produktionsnetzwerken über Regeln

Fachliche Zuordnung Produktionssystematik, Betriebswissenschaften, Qualitätsmanagement und Fabrikplanung
Förderung Förderung von 2008 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 82306991
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Da bisherige Ansätze von Netzwerken eine typische Trade-Off-Beziehung zwischen Effizienz und Flexibilität aufweisen, ist eine neue Netzwerkorganisationsform erforderlich, welche die genannten Herausforderungen adressiert. Erforderlich war daher, sowohl die Aufbauorganisation mit Aktivitäten und Strukturen zu untersuchen sowie eine Ablauforganisation zu entwerfen, die auf spezifische Aspekte zur Lenkung eines regelbasierten Netzwerks eingeht. Ausgangspunkt der Arbeiten bildete dabei die Betrachtung einer Triade als kleinste Einheit eines Netzwerks, bestehend aus einem Netzwerkmanager und zwei Akteuren A und B. Über diese Konstruktion lassen sich wesentliche Szenarien darstellen. Darüberhinaus ist die Triade erweiterbar zu einem beliebig großen Netzwerk. Die Grundlagen zum Aufbau des Netzwerks speisen sich aus Erkenntnissen der Management-, Organisations-, System- und der Modelltheorie. Verwandte Theoretische Ansätze und Konzepte wie Kybernetik und Schwarmtheorie wurden auf ihre Anwendbarkeit auf den beschriebenen Objektbereich untersucht. Basierend auf ausführlichen, theoriegeleiteten Analysen wurde eine Aufbauorganisation entwickelt anhand diverser Kriterien wie etwa Koordinationsform, Machtverteilung sowie Anzahl der Partner. In dem Modell übernimmt der Netzwerkmanager ein Mindestmaß an Führung in selbstorganisierenden Organisationsformen. Regelbasierte Netzwerke eignen sich sowohl für kleine als auch für große Unternehmensnetzwerke. Bei großen Netzwerken kann die Ausbildung von Gremien oder Clustern erforderlich werden, da der Kommunikationsaufwand überproportional mit den Teilnehmern im Netzwerk steigt. Zu beachten ist die Korrelation zwischen geplanter Kooperationsdauer und kulturellem Fit. Die kulturelle Diversität wächst durch die geographische Distanz der Netzwerkpartner und durch die Anzahl an Partnern im Netzwerk. Im Anschluss an die kriteriengebundene Aufbauorganisation wurde eine entsprechende Ablauforganisation für ein regelbasiertes Netzwerk entwickelt. Wichtig für die Ablauforganisation in regelbasierten Unternehmensnetzwerken ist ein gesamter Prozessüberblick. Für eine vollständige gemeinsame Prozessgestaltung bedarf es vollständiger Information aller beteiligten Netzwerkunternehmen. Die dezentral durchgeführten Prozessschritte ermöglichen die kreative Beteiligung vieler Mitarbeiter, wodurch die Netzwerkunternehmen im Einzelnen und das Unternehmensnetzwerk im Gesamten lernfähiger und flexibler agieren können. Prozessabläufe müssen an den Schnittstellen durch überlappende Arbeitsgruppen gesteuert und rückgekoppelt werden. Der Koordinationsaufwand kann nun durch regelbasierte Abstimmungsprozesse an diesen Schnittstellen reduziert werden. Funktions- und Prozessverantwortliche sollen gemeinsam eine interdisziplinäre Kontrolle durchführen. Dies reduziert die Fremdkontrolle und damit die indirekten Kosten. Wichtig bei der Prozessorientierung ist, dass tatsächlich der gesamte Prozess im Fokus steht. Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Kooperationsdauer und dem erforderlichen kulturellen Fit der Netzwerkpartner herstellen: Je höher die kulturelle Diversität ist, umso stärker müssen Regeln das Verhalten restringieren und umso länger dauert es, bis ein zielgerichteter Transformationsprozess angestoßen ist. Insbesondere in globalen Unternehmensstrukturen treffen verschiedenste Kulturen zusammen. Für die Kooperation in regelbasierten Netzwerken müssen sie ein gemeinsames „Mind-Set" entwickeln. Diese Entwicklung ist zeitintensiv. Dieses gemeinsame Mind-Set entsteht durch die Etablierung von Werten. Damit wird der durch die Koordinationsfunktion von Regeln erzielte Effizienzgewinn möglich, da durch ein gemeinsames Mind-Set die Motivationsfunktion von Regeln greift und gleichzeitig das Vertrauen im Netzwerk geschürt wird. Regelbasierte Netzwerke können je nach Ausprägung für kurzfristig auftragsinitiierte Netzwerke als auch für langfristige wissensbasierte Netzwerke genutzt werden. Die Länge des Zeitraums einer Kooperation in regelbasierten Netzwerken hat Einfluss auf die Art der Regelgestaltung. Bei Betrachtung der Möglichkeiten zur Synthese von Regeln zeigt sich, dass ein „konstruierendes Regeldesign" innerhalb eines fortentwickelnden Regelrahmens eher für kurzfristige Netzwerkpartnerschaften geeignet ist. Für längerfristige Kooperationen eignet sich eine „evolutionäre Regelentwicklung" innerhalb eines konstruierend entworfenen Regelrahmens besser. Durch das hohe Maß an Partizipation der Netzwerkpartner beim Design des Regelsets wird ein hohes Maß an Akzeptanz des Regelsets schon bereits im Vorfeld etabliert. Diese Akzeptanz wird natürlich maßgeblich durch die Beziehungen der Netzwerkpartner untereinander beeinflusst. Abschließend wurde das konzipierte Netzwerkmodell durch die Anwendung auf ausgewählte Fallbeispiele einer Prüfung unterzogen. Hierbei konnte die Funktionalität des Netzwerkmodells weitestgehend bestätigt werden. Mit dem Konzept eines regelbasierten Produktions- und Entwicklungsnetzwerks steht ein Hilfsmittel zur Verfügung, mit dem eine effektivere und effizientere Lenkung von Entwicklungs- und Produktionsnetzwerken möglich ist. Die Regelansätze bilden dabei eine normative Dimension zur Ausrichtung des Netzwerks. Auf Basis der Ergebnisse des Projekts ist es möglich, eine Aufbau- und Ablauforganisation für ein Netzwerk zu konzipieren, welches über Regeln gelenkt wird. Die Formulierung eines Regelkatalogs kann jedoch nur auf normativer Ebene erfolgen, da eine Allgemeingültigkeit für das Spektrum eines Entwicklungs- oder Produktionsnetzwerks nur fallspezifisch erfolgen kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • The 2nd International Conference on Manufacturing, Engineering, Quality and Production Systems, Constanta (Rumänien)

  • Gestaltung eines regelbasierten Produktionsnetzwerks. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb S. 1077-1080, Jahrg. 104 (2009) 12

  • Konzeption einer aufbauorganisatorischen Gestaltung eines regelbasierten Netzwerks. Zeitschrift für wirtschaftlichen Fabrikbetrieb S. 572-576, Jahrg. 100 (2009) 7-8

  • Concept of an Organizational and Process Design for a Rule-Based Network. Proceedings of the 2nd International Conference on Manufacturing Engineering, Quality and Production Systems (MEQAPS '10), 3.9.-5.9. 2010, Constantza, Romania, Hrsg.: Panait, C.; Barsan, E.; Bulucea, A.; Mastorakis, N.; Long, C. Advanced Manufacturing, Engineering, Quality and Production Systems, WSEAS Press Books Wisconsin, USA 2010, ISBN 978-960-474-220-2; ISSN: 1792-4693, S. 190-193

  • Gestaltung eines regelbasierten Produktionsnetzwerks - Konzeption einer Aufbau- und Ablauforganisation. zfo, Zeitschrift Führung + Organisation, Ausgabe 05/2010

  • Konzept eines regelbasierten Produklionsnetzwerks - Skizzierung der Aufbau- und Ablauforganisation für regelbasierte Netzwerke. Wt Werkstattstechnik online, Ausgabe 04/2010

  • Design of a Rule-Based Network. International Journal of Systems Applications, Engineerings Development S. 25-32, Issue 1 (2011)5

 
 

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