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Untersuchung der zellulären und molekularen Mechanismen der Interaktion von Bakterien und Phagozyten mit der porcinen und humanen Blut-Liquor-Schranke in vitro

Fachliche Zuordnung Kinder- und Jugendmedizin
Förderung Förderung von 2008 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 81385365
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ein entscheidender Schritt in der Pathogenese der bakteriellen Meningitis ist das Eindringen von Erregern in das zentrale Nervensystem (ZNS). Als Eintrittspforte in das ZNS wird neben der bereits gut untersuchten Blut-Hirn-Schranke (BHS) ebenso die Blut-Liquor-Schranke (BLS) diskutiert. Wie Bakterien und Phagozyten mit den Epithelzellen des Plexus choroideus, der strukturellen Basis der BLS, interagieren, ist dagegen bisher nicht näher wissenschaftlich bearbeit worden. In eigenen Untersuchungen konnte in einem in vitro-BHS-Modell bislang gezeigt werden, dass der schweine- und humanpathogene Erreger Streptococcus suis (S. suis) die Barrierefunktion von porcinen choroidalen Plexusepithelzellen (PCPEC) beeinträchtigen kann. In Mikroarray-Analysen wurde die zelluläre Antwort von PCPEC auf die bakterielle Infektion untersucht. Diese Studien zeigten, dass die Epithelzellen des Plexus choroideus durch Produktion von Zytokinen und Chemokinen (u.a. TNFα, IL-6 und IL-8) zur inflammatorischen Antwort des Wirtsorganismus beitragen können. Wir konnten außerdem demonstrieren, dass durch die Inhibition von Apopotose mittels zVAD als auch durch Dexamethason die durch TNFa induzierte Berriereschädigung protektiv beeinflusst werden kann. Welche bakteriellen Komponenten und Wirtsfaktoren die Invasion und Translokation von S. suis durch die BLS begünstigen, konnte mit Hilfe eines neu etablierten „Umkehrkultur“-Modells im Transwell-Filtersystem gezeigt werden. In diesem Modell wurde erstmalig die Keim-Wirt-Interaktion von der pathogenetisch besonders relevanten basolateralen Seite des Plexusepithels („Blutseite“) analysiert. Es konnte gezeigt werden, dass Invasion und Translokation von S. suis durch das Plexusepithel bevorzugt von der basolateralen Seite und abhängig von dem Virulenzfaktor Kapsel und des PI3K-Signalweges erfolgt. Eine durch Subkultivierung generierte porcine Zelllinie (PCP-R) steht zukünftig für vergleichende Experimente zur Verfügung. In einem neu entwickelten humanen BLS Model mit humanen choroidalen Plexuspapillomzellen (HIBCPP) konnten wir zeigen, dass N. meningitidis, mit der häufigste Erreger der akut bakteriellen Meningitis, wie S. suis die Plexusepithelzellen polar invadiert und die Invasionsrate wesentlich abhängig von dem Vorhandensein einer Kapsel ist. Die Untersungen der Phagozytentransmigration im porcinen BLS Model zeigte eine signifikante Transmigrationsrate nach bakterielle Stimulation. Diese war abhängig von CD11b/18. Insbesondere in elektronenmikroskopischen Analysen konnte eine bislang nicht beschriebene Form der transzellulären Transmigartion über „Trichter“ beobachtet werden. Diese Form der Transmigration lässt die Barrierfunktion von PCPC nahezu unbeeinträchtigt. Im Gegensatz dazu induzierte im humanen BLS System der humanpathogene Meningitiserreger N. meningitidis sowohl eine para-, also auch transzellular TEM von PMN und Monozyten. Die TEM von PMN und Monozyten war dabei unterschiedlich reguliert. Diese Untersuchungen ermöglichen zum einen neue grundsätzliche Einblicke in die Pathogenese der Meningitis, eröffnen zum anderen aber auch Perspektiven für therapeutische, diagnostische und präventive Strategien.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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