MfS und "Ausreiser" in den 70er und 80er Jahren. Eine mikrohistorische Vergleichsstudie im Kreis Halberstadt
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Ergebnis des mikrohistorischen Projekts „MfS und „Ausreiser“ in den 70er und 80er Jahren“ konnten eine Reihe neuer Erkenntnisse erbracht werden. Das betrifft die soziale Zusammensetzung der Antragsteller, ihre Motive, die Situation der „Antragsgemeinschaft“ in den Jahren des Wartens auf eine Genehmigung sowie ihr Verhältnis zu den Freunden, Kollegen und Nachbarn. Die Herrschaftspraktiken nicht nur der Staatssicherheit, sondern auch die der Abteilung Inneres und der vielen Funktionäre und Leiter, die sich als Helfer im Rahmen der „Zurückdrängung der unrechtmäßigen Antragstellungen“ betätigten, konnten in ihrer Differenzierung und Entwicklung beschrieben werden. Als ein Wesensmerkmal dieser Praxis zeigte sich die unglaubliche Willkür und damit Unberechenbarkeit der „Organe“, welche in dieser Weise nur auf der regionalen Ebene so dargestellt werden kann. Darüber mischt sich die Arbeit in die allgemeine Diskussion über Antragsteller ein, die sie angesichts neuer Erkenntnisse bereichern kann.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Ausreise per Antrag: Der lange Weg nach drüben. Eine Studie über Herrschaft und Alltag in der DDR-Provinz. 2014, 338 Seiten, Vandenhoeck & Ruprecht ISBN 978-3-525-35078-2.
Renate Hürtgen