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Antike Großbronzen aus Oberitalien Interdisziplinäre archäologische, restauratorische und archäometrische Forschungen zur römischen Bronzeindustrie nördlich des Apennin

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2008 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 61212494
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Forschungsprojekt wurden ausgewählte Gruppen antiker Großbronzen aus Oberitalien erstmals nach neuesten, vom Forscherteam E. Formigli / G. Lahusen entwickelten Methoden systematisch dokumentiert und erforscht. Die interdisziplinären archäologischen, restauratorischen und archäometrischen Untersuchungen zu den erhaltenen Zeugnissen römischer Bronzeplastik aus Brescia, Cividate Camuno und Verona betrafen einerseits den Erhaltungszustand und die Herstellungstechnik der Werke, andererseits ihre formale und ikonografische Einordnung sowie die Interpretation ihrer Bedeutung und Funktion in den jeweiligen antiken Aufstellungskontexten. Zu den vielfältigen Ergebnissen des Projekts trugen mit ihren spezifischen Kompetenzen auch unterschiedliche deutsche und italienische Kooperationspartner bei. Im Mittelpunkt des Vorhabens stand die berühmte Statue der Victoria von Brescia, deren Herstellungstechnik erstmals systematisch erfasst und detailliert rekonstruiert werden konnte. Zu den überraschenden neuen Erkenntnissen gehört der Nachweis, dass die erhaltenen Flügel ursprünglich zu der Statue gehörten und nicht wie bislang angenommen, erst in einer späteren Phase zugefügt wurden. Somit stellte die in der julisch-claudischen Zelt entstandene Figur von Anfang an die geflügelte Siegesgöttin dar. Die Untersuchung der übrigen Großbronzen aus Brescia, Cividate Camuno und Verona erbrachte ebenfalls zahlreiche technologische und archäologisch-kunsthistorische Ergebnisse. Unter Anwendung archäometrischer Methoden war es darüber hinaus möglich, die Zusammengehörigkeit von bislang isolierten Fragmenten zu erkennen und zu neuen Rekonstruktionen und Gruppierungen zu gelangen. Schließlich wurde eine vergleichende Beurteilung der künstlerischen Gestaltung und technischen Herstellung der untersuchten Großbronzen untereinander und im Verhältnis zu den übrigen römischen Bronzestatuen aus Italien vorgelegt. Die in den Zeitraum von den letzten Jahren der Republik bis in die zweite Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. zu datierenden Bronzestatuen aus Brescia, Cividate Camuno und Verona richten sich in ihrer technologischen und formalen Entwicklung eindeutig nach stadtrömischen Modellen. Dennoch lassen sich wiederkehrende fertigungstechnische Merkmale ermitteln, die charakteristisch für lokale Werkstätten in Oberitalien gewesen zu sein scheinen. Das Forschungsprojekt leistete einen bedeutenden Beitrag sowohl zur Präzisierung der heutigen Kenntnisse zur römischen Großplastik aus Bronze, als auch zur geografischen Differenzierung dieser Kenntnisse, indem die Besonderheiten der Bronzeproduktion Oberitaliens erstmals herausgearbeitet werden konnten. Die durchgeführten Untersuchungen schließen insofern eine wesentliche Lücke in der Erforschung der antiken Großbronzen Italiens, als dass nach den in entsprechenden von der DFG ermöglichten Projekten von Formigli und Lahusen vorgestellten Zeugnissen aus dem Zentrum und dem Süden der Halbinsel nun auch die bedeutendsten Gruppen von Bronzestatuen aus Oberitalien in angemessener Form erschlossen sind.

 
 

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