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Bücher, ihre Hersteller und ihre Besitzer in neuen Siedlungsräumen (15.–16. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Frühneuzeitliche Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517713369
 
Die seit dem späten 14. Jh. in ganz Europa stattfindenden sowohl freiwilligen als auch vertreibungsbedingten Migrationsbewegungen und die daraus resultierenden demographischen Veränderungen prägten die jüdische Sozial- Wirtschafts- und Kulturgeschichte in entscheidendem Ausmaß. In den für sie neuen Lebenswelten mussten sich die zugewanderten jüdischen Bevölkerungsgruppen neu orientieren sowie ihnen neue Muster der Kulturverflechtung wahrnehmen und entwickeln. Eine wesentliche Rolle in diesen Transferprozessen von einer Lebenswelt in die andere spielten Objekte, die von ihren Besitzern mitgenommen wurden, um Elemente der früheren kulturgebundenen Realitäten in die neue zu übertragen. Unter diesen besitzen Bücher als mobile Kulturgüter einen besonders hohen Stellenwert, weshalb sie sich für eine Untersuchung im Rahmen der Ziele der beantragten FOR besonders eignen. Allgemein stellen Bücher einen wesentlichen Baustein des kulturellen, religiösen und intellektuellen Lebens der jüdischen Diaspora dar. Produktionspraktiken in der Herstellung von Büchern, aber auch die Formen der Rezeption, darunter der materiale Umgang mit Büchern (wie das Sammeln von Büchern) änderten sich während des 15. und 16. Jh. fortwährend. Das beantragte Teilprojekt wird sich mit Büchern und Buchsammlungen aschkenasischer Migranten in Italien beschäftigen. Seit Zuwanderer aus unterschiedlichen Regionen hier neue Lebenswelten aufbauten, befanden sich in Italien Bücher aus buchstäblich allen Gebieten früherer jüdischer Siedlungen. Im Mittelpunkt stehen in der ersten Förderphase mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften, die aus Aschkenas nach Italien gebracht wurden oder dort von aschkenasischen Migranten hergestellt wurden. Da sich die Geschichte des hebräischen Frühdrucks mit der spätmittelalterlichen Handschriftenkultur überschneidet, werden frühe Drucke in Fallbeispielen ebenfalls berücksichtigt. Um die Tragweite dieser Dynamiken und die Rolle der Buchkultur in ihnen zu erfassen, sollen folgende Kategorien in den Blick genommen werden: (a) Handschriften, die in Aschkenas hergestellt wurden, aber in Italien angebrachte Besitzervermerke oder ähnliche Paratexte aufweisen; (b) Bücher, die in Italien für aschkenasische Auftraggeber kopiert oder mit einem Blick auf eine spezifisch aschkenasische Leserschaft gedruckt wurden; (c) Buchlisten, die auf einen Migrationshintergrund schließen lassen, sowie (d) biographische Daten zu einzelnen Buchbesitzern, Schreibern oder Druckern.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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