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Banck-Burgess J., Wolf C. (eds.), The Significance of Archaeological Textiles from the prehistoric period. Textile craftsmanship from the neolithic wetland settlements in South-West Germany. THEFBO Volume I. Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg 27.
Antragstellerin
Dr. Johanna Banck-Burgess
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 555344756
In dem Verbundvorhaben THEFBO wurde ausgehend von dem einzigartigen Fundus an Feuchtbodentextilien aus Pfahlbausiedlungen in Südwestdeutschland erforscht, welche Bedeutung Textilien im Alltagsleben dieser Siedlungsgemeinschaften besaßen. (Böhm et. al. 2023). Dabei wurden rund 2200 Einzelfunde aus 22 Fundorten (im Schwerpunkt 4’tes und 3’tes Jahrtausend v. Chr.) in einer Datenbank erfasst, die über einen QR-Code, Teil dieser Publikation sein wird. Schwerpunkte im Projekt waren Auswahl, Aufbereitung und Verarbeitung der verwendeten Rohstoffe und die Einsatzgebiete dieser Alltagstextilien. Unter Hinzuziehung publizierten Textilfunde aus mesolithischen Fundplätzen wurde gleichzeitig der Frage nachgegangen, welche Relevanz Textilien bei der Sesshaftwerdung der Menschen im mitteleuropäischen Raum gehabt haben. In dem vorliegenden Manuskript liefert ein interdisziplinäres Forscherteam aus den Fachbereichen Dendrologie, Paläobotanik, Forstwissenschaften, Konservierungswissenschaften, Textilarchäologie und experimenteller Archäologie wegweisende Grundlagenforschung im Kontext genannter Schwerpunkte. Angelehnt an die Publikationen von Körber-Grohne (1977; 1998) und Schweinsgruber (1990; 2019 et al.) über Bestimmung und Eigenschaften von Gehölzbasten wurden Bestimmungsmerkmale für die Rinde von acht einheimischen Baumgattungen herausgearbeitet. Im Mittelpunkt stand dabei die Linde, die mit vernähten Rindengefäßen und im Bereich der Textilherstellung der maßgebliche Rohstofflieferant war. Eine Analyse und Auswertung struktureller Veränderungen bei Lindenbast und anderen Bastfasern durch gezielte Rottungsprozesse, bei Zersetzungsprozessen im Boden und durch Konservierungsverfahren konnte durch eine enge, interdisziplinäre Zusammenarbeit exemplarisch herausgearbeitet werden. Anhand ausgewählter Textilgruppen wurde erstmalig die Relevanz von prähistorischen Textilien im Rahmen der Subsistenzwirtschaft aufgezeigt. Beispielhaft konnte die Relevanz prähistorischer Textilien anhand einer Zusammenstellung mesolithischer und neolithischer Fischfanggerätschaften verdeutlicht werden. Ohne Textilien wäre kein Fischfang in größerem Stil möglich gewesen. Eine ähnliche Relevanz zeigt sich bei den Kompositgerätschaften, die ohne Textil als Fixierungsmaterial nicht einsatzfähig gewesen wären. Der große Bereich organischer Behältnisse zeigt eindrücklich deren Relevanz in Bereich der Nahrungszubereitung, Lagerung, Mobilität oder Jagd. Im Kontext von THEFBO wurde der Begriff „technische Textilien“ (Knecht 2006) in die prähistorische Textilarchäologie eingeführt. Diese Textilien, bei denen Bastfasern, Rinde, Rundhölzer, Ruten und Gräser zum Einsatz kamen, wurden bisher nicht als Teil kulturhistorischer Prozesse thematisiert und verstanden. Im Gegensatz dazu steht die Weberei mit dem kultivierten Flachs und der Wolle von domestizierten Schafen, die als "Aspects of the Secondary Products Revolution" anerkannt sind (Sherrat 1981).
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen