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Prospektives Gedächtnis im Alter - neue Perspektiven auf die Rolle neurokognitiver und motivationaler Faktoren für das Altersparadox
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Anne Mareike Altgassen; Professorin Dr. Christine Stelzel
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 554470541
Das prospektive Gedächtnis bezeichnet die Fähigkeit, Handlungen in Bezug auf zukünftige Intentionen zu einem spezifischen Zeitpunkt abzurufen, auch wenn man gerade mit anderen Tätigkeiten beschäftigt ist. Prospektive Gedächtnisaufgaben sind im Alltag allgegenwärtig und von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und Aufrechterhaltung eines unabhängigen und selbständigen Lebens. Das prospektive Erinnern stützt sich hauptsächlich auf exekutive Funktionen und das episodische Gedächtnis, also auf kognitive Funktionen, die mit zunehmendem Alter abnehmen. Die Forschung zu altersbedingten Unterschieden im prospektiven Gedächtnis hat ein überraschendes Muster von Ergebnissen ergeben. Während laborbasierte Studien typischerweise von einer schlechteren prospektiven Gedächtnisleistung bei älteren im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen berichten, zeigen Studien, in denen die prospektive Gedächtnisleistung der Teilnehmer im Alltag getestet wird, eine unbeeinträchtigte prospektive Gedächtnisleistung der älteren Erwachsenen oder sogar eine bessere Leistung als jene der jüngeren Erwachsenen. Bislang sind die Mechanismen, die diesen paradoxen Ergebnissen zugrunde liegen, jedoch weitgehend unbekannt. In sechs Studien werden wir das sogenannte Alters-prospektive Gedächtnis-Paradoxon neu beleuchten und hierbei auf zwei Faktoren fokussieren, die sich potentiell altersspezifisch zwischen laborbasierten, naturalistischen und realen Situationen unterscheiden können: (i) neurokognitive Anforderungen der prospektiven Gedächtnis- und Hintergrundaufgaben, die sich bei jüngeren und älteren Erwachsenen unterschiedlich auf die prospektive Gedächtnisleistung auswirken können, und (ii) altersbedingte Unterschiede in der motivationalen Ausrichtung auf sozio-emotionale vs. leistungsorientierte Absichten. Wir werden einen Multi-Methoden-Ansatz verwenden, welcher implizite Messungen persönlicher Ziele, Selbsteinschätzungen, verhaltensbezogene und neurophysiologische Messungen bei jungen und älteren Erwachsenen im Labor kombiniert mit Experience-sampling von Hintergrundaktivitäten, subjektiven Zuständen und prospektive Gedächtnisleistungen im realen Leben. Drei Studien werden ausschließlich im Labor durchgeführt (Verhaltensforschung, fMRT) und drei Studien sowohl im Labor als auch im Alltag. Das vorgeschlagene Forschungsprogramm wird dazu beitragen, die kognitiven und motivationalen Mechanismen zu entschlüsseln, die dem Alter-prospektive Gedächtnis-Paradoxon zugrunde liegen, und wird die Entwicklung gezielter Präventions- und Interventionsmaßnahmen zur Unterstützung der Aufrechterhaltung eines unabhängigen Lebens im Alter ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande
Kooperationspartner
Dr. Francesco Pupillo