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Translation und Transnationalität: Praktiken, Ästhetiken und Reflexionen des Übersetzens in den Netzwerken deutsch- und spanischsprachiger Exilierter in Mexiko

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523073917
 
Das Teilprojekt untersucht Austauschbeziehungen und transnationale Interaktion zwischen den beiden zentralen Gruppen der in Mexiko Exilierten, der deutschsprachigen und der spanischen. Leitkonzept zur Beschreibung der transexilischen Dynamiken ist hier das der Übersetzung, womit sowohl diverse sprachliche bzw. interlinguale Übertragungen zwischen natürlichen Sprachen gemeint sind als auch Formen kultureller und medialer Transformation in einer breiteren kulturwissenschaftlichen Perspektive. Analysiert wird, inwiefern Übersetzungs-aktivitäten wechselseitige Vernetzungen beförderten, etwa wenn Vertreter*innen des spanisch-republikanischen Exils Texte deutschsprachiger Exilant*innen ins Spanische übertrugen und viceversa. Berücksichtigt wird dabei zudem, wie Notwendigkeit und Praxis des Übersetzens auch Kontakte zu Exilierten anderer Herkünfte sowie zu mexikanischen Institutionen und Akteur*innen etablierte. Schließlich wird komparativ untersucht, wie die Exilerfahrung und die mit ihr einhergehenden Übersetzungsphänomene zum Gegenstand der literarischen und essayistischen Reflexion werden und welche (Trans-)Figurationen von Gemeinschaft sich daraus ergeben. Mit den beteiligten PIs werden eine germanistische und eine hispanistische Perspektive auf Mexiko als Exilland miteinander verschränkt, um in enger Kooperation die immer noch prägenden nationalgeschichtlichen bzw. nationalphilologischen Verengungen in der Erforschung biografischer Zeugnisse und ästhetischer Artikulationen der Exilerfahrung zu überwinden. Der Fokus auf Übersetzungsphänomene ermöglicht es, Entstehung und Dynamik von Transnationalisierungsprozessen in einem konkreten Kontext genauer zu beschreiben und ihre Resonanzen in den verschiedensprachigen (Exil-)Literaturen auszuloten. In den Blick kommen dabei u. a. transnationale Übersetzerpaare sowie jüdische Übersetzer:innen, deren Biografien häufig von Transnationalität und Mehrsprachigkeit geprägt sind. Die besondere Relevanz der Gender-Kategorie in der Erkundung dieses Feldes ergibt sich aus der Beobachtung, dass viele Übersetzungen im Exil häufig ungenannt von Frauen angefertigt wurden, sowie aus dem Befund, dass Exiltexte beider Sprachen oft weibliche Protagonistinnen haben, die als Übersetzerinnen und kulturelle Mittlerinnen gestaltet sind. Insgesamt soll ein bislang nur sehr punktuell von der Forschung berührtes Terrain systematisch erkundet und exemplarisch genauer analysiert werden. Das zu konstituierende medien- und genreübergreifende Textkorpus (Bücher, Zeitungen, div. Sachtexte etc.) wird u.a. im Hinblick auf die Frage untersucht, wie Gemeinschaftsbegriffe übersetzt und inwiefern dabei semantische Polyvalenzen und (Neu-)Kodierungen erkennbar werden. Vergleichend analysiert wird dabei auch, auf welche Weise jeweils Besonderheiten des mexikanischen Umfelds in die Sprache der mitgebrachten Begriffe und Narrative ‚übersetzt‘ werden, und wie die dadurch initiierten Transformationen im Einzelnen zu beschreiben sind.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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