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Die "everyone does" vs. "some do and some don't"-Perspektive aufs Multitasking: Beschränkung der Erklärungen für Doppelaufgabeneffekte durch Testung ihrer interindividuellen Variabilität aus der Perspektive der Mischverteilungsmodellierung

Antragsteller Dr. Christoph Naefgen
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 552515799
 
In der Forschung zur Doppelaufgabenbearbeitung gibt es eine Reihe von Phänomenen mit konkurrierenden Erklärungen, die entweder strukturelle-inflexible oder adaptiv-flexible ursächliche Mechanismen annehmen. Da sie die gleichen Phänomene und Kapazitäten erklären sollen, kommen auf diesen Erklärungen basierende Modelle häufig zu sich weitgehend überschneidenden Vorhersagen und sind damit teilweise nur schwer empirisch differenzierbar. Ein Beispiel hierfür ist die psychologische Refraktärperiode (PRP), bei der mit sinkendem zeitlichen Abstand zwischen der Präsentation von zwei Stimuli die Beantwortungszeit des zweiten Stimulus zunimmt. Eine Erklärung hierfür, die strukturell-inflexible Mechanismen annimmt, ist die Theorie des strukturellen kognitiven Flaschenhalses. Laut dieser gibt es bei der kognitiven Bearbeitung von Aufgaben eine zentrale Phase, von der nur eine gleichzeitig bearbeitet werden kann. Die zentrale Phase der zweiten Aufgabe muss darauf 'warten', dass die der ersten Aufgabe abgeschlossen ist. Eine alternative adaptiv-flexible Erklärung ist die Capacity Sharing-Theorie, bei der mehrere zentrale Phasen gleichzeitig bearbeitet werden können, aber die Kapazität für solche Bearbeitung begrenzt ist und entsprechend auf Aufgaben verteilt werden muss. Hinsichtlich der Bearbeitungszeiten und Fehlerraten der Aufgaben machen beide Theorieklassen sehr ähnliche Vorhersagen, da sie beide den PRP-Effekt erklären sollen. Eine mögliche kontrastierende Vorhersage lässt sich aber aus dem Unterschied zwischen strukturellen und adaptiven Mechanismen ableiten: Ein struktureller Mechanismus sollte immer das gleiche Ergebnismuster (hier: den PRP-Effekt) erzeugen, während bei einem adaptiven Mechanismus Variabilität möglich ist: Wenn mindestens manche Leute manchmal den Effekt nicht zeigen, spricht dies für die adaptiv-flexible Erklärung. Eine Herausforderung hierbei ist jedoch, dass statistische Varianz und 'echte' Variabilität der Effekte in vielen in diesem Bereich häufig verwendeten populationsmittelwertorientierten statistischen Analysemethoden sehr ähnlich aussehen. Vor kurzem haben Haaf und Rouder (2019) eine auf hierarchischer bayesianischer Modellierung basierende statistische Methode in einem kognitionspsychologischen Bereich angewendet, die mit genau diesem Problem umgehen soll und unterscheidet, ob ein Effekt bei allen Personen oder nur einem Teil der Population auftritt. Die Ziele dieses Projektes sind es, eine derartige Herangehensweise im Bereich der Doppelaufgabenbearbeitung zu etablieren und dafür zu verwenden, Theorien die flexible und solche die inflexible Ergebnismuster bezüglich einer Reihe von Phänomenen vorhersagen gegeneinander zu testen. Die Phänomene umfassen den PRP-Effekt, den Backward Crosstalk-Effekt, einen Kongruenzbias bei freier Antwortwahl, Handlungseffektüberwachung und das gemeinsame Encodieren von Aufgabenepisoden. Alternative Erklärungen zu den Kontrasttests werden durch Experimentalmanipulationen überprüft.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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