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Die Produktion und Verbreitung von Energiewissen in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR 1949-1989/90

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551688848
 
Das Projekt vergleicht die Entstehung und Verbreitung eines spezifischen Energiewissens in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Dabei geht es davon aus, dass Energie erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zuge der rasanten Verbrauchssteigerungen in der Great Acceleration zu einer zentralen Kategorie wirtschaftlichen und politischen Handelns sowie der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung wurde. Im Unterschied zum Wissen über Kohle, Erdöl oder Atomkraft akzentuierte Energiewissen die Substituierbarkeit der verschiedenen Stoffe und Fragen ihres Wirkungsgrades bzw. ihrer „rationellen Anwendung“ zur Erzeugung von Wärme, Licht und Bewegung. Im deutsch-deutschen Vergleich wird danach gefragt, wie Energiewissen in einem planwirtschaftlichen System mit einer staatlich gelenkten Öffentlichkeit, und einer liberalen Wirtschaftsordnung erzeugt und verbreitet wurde. Zwar ähnelten sich die beiden deutschen Staaten, insofern sie über Kohle – die DDR allerdings nur über Braunkohle - verfügten, kaum aber über das immer wichtiger werdende Erdöl und beim Ausbau der Kernenergie auf Schwierigkeiten stießen. Zugleich blieb aber der anfängliche Mangel an Energieträgern nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR bis 1989 grundsätzlich bestimmend, während in der Bundesrepublik seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre vor allem der Überfluss und die Konkurrenz günstiger Energieträger zu bewältigen waren. Ihre vergleichende Untersuchung verspricht daher systematische Schlussfolgerungen für die Geschichte von Energie und Politik insgesamt. Theoretisch folgt das Projekt Ansätzen der Wissensgeschichte, welche die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Kontexte der Wissensproduktion und dessen Veränderung im Zuge seiner Kommunikation betonen. Analytisch konzentriert es sich zum einen auf die Produktion des Energiewissens im staatlichen Institut für Energetik der DDR bzw. Wirtschaftsforschungsinstituten und Unternehmen in der Bundesrepublik. Es wird gefragt, inwiefern die unterschiedlichen Institutionalisierungsformen der Wissensproduktion die Rolle der Energieträger, die Gestaltung der Energiebilanzen und -prognosen sowie die Interventionsvorschläge beeinflusst haben und ob sich trotz der Systemdifferenz ein ähnliches Verständnis von Energie und ihrer Bedeutung in modernen Wirtschaften und Gesellschaften ausbildete. Zum anderen wird die Verbreitung des Energiewissens in Ost- und Westdeutschland und dessen Veränderung in verschiedenen Medien und Kommunikationszusammenhängen analysiert. Durch die Untersuchung von Zeitschriften für die Praktiker der Energieversorgung, Schulbüchern, populärem Schrifttum, Werbe- und Aufklärungsmaterialien sowie eines Samples von Presseartikeln soll eruiert werden, ab wann in welchen Teilen der Öffentlichkeit welche Stoffe als Energieträger begriffen und zueinander in Beziehung gesetzt wurden und ab wann welche alltäglichen Verhaltensweisen als Energieverbrauch dargestellt und zu beeinflussen versucht wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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