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Stimmen aus Auschwitz. Erschließung der kollektiven Erinnerung von Überleben mittels einer multimodalen Analyse
Antragstellerin
Dr. Alina Bothe
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 551119792
Mehr als eine Million Menschen wurden innerhalb des Auschwitz Komplexes ermordet, viele der Überlebenden berichteten in Oral History Interviews (testimonies). In diesen Interviews erinnern die Überlebenden das Lagerleben und tragen zur kollektiven Erinnerung an die nationalsozialistische Verfolgung bei. Das Ziel von Voices ist es, die kollektive Erinnerung von Auschwitz-Überlebenden, so wie sie in einem multilingualen Korpus von mehr als 8000 Interviews vorliegt, zu untersuchen. Insbesondere geht es darum, die kollektiven Erinnerungen weiblicher und männlicher Überlebenden miteinander zu vergleichen, auf Basis der Hypothese, dass es systematische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Methodisch nutzt VOICES einen multimodalen Ansatz, der in der Forschung zu Oral History Interviews Neuigkeitswert hat. Erstens werden die körperlichen und emotionalen Ebenen der Interviews identifiziert (Stimme, Gesten, Augenbewegungen, Pausen, Schweigen, Weinen, etc.), indem mittels behavourial signal processing emotional aufwühlende Sequenzen der Interviews festgestellt werden. Zweitens werden die zugrundeliegenden Situationen im Lager herausgefunden. Drittens werden jene emotional aufwühlenden Sequenzen zwischen männlichen und weiblichen Überlebenden verglichen. Gemäß der Grundthese des Projekts, lösen unterschiedliche Erfahrungen des Lagerlebens bei Männern bzw. Frauen emotional aufwühlende Sequenzen aus. Um die Erinnerungen von Männern und Frauen mit den emotionalen Reaktionen in den Interviews zu verbinden, nutzt VOICES die Analyse paralleler Sequenzen. Für die Interpretation der emotional aufwühlenden Erinnerungen ist es für das Projekt wichtig, ein close listening einzelner Interviews vorzunehmen ebenso wie eine kontextualisierende, geschichtswissenschaftliche Studie relevanter Aspekte des Auschwitz Komplex. Entsprechend werden die Mitglieder des Projektkonsortiums Variationen der multimodalen, vergeschlechtlichen kollektiven Erinnerungen über Sprache, Gruppen und Zeit hinweg analysieren. Dies erlaubt eine nuancierte, gendersensible Untersucht der kollektiven Erinnerung von 8000 Auschwitz-Überlebenden. Das Projekt ist von einem interdisziplinären Konsortium vierer Partner getragen: Ingenieur:innen, IT-Experti:innen, Statistiker:innen, digitale Geisteswissenschaftler:innen, Psycholog:innen und Historiker:innen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse (zwei Monographien, neun Aufsätze peer-review, drei Workshops und open access code) werden neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Trauma, Geschichte und multi-modaler kollektiver Erinnerung ermöglichen. Das Projekt wird in zahlreichen Disziplinen beitragen: IT, Geschichte, Digital Humanities, Digital History und Genozidforschung. Wissenstransfer in die breite Öffentlichkeit wird durch das Auschwitz digital memorial, eine digitale Ausstellung, erfolgen. Zusammenfassend wird Voices eine multimodale und vergeschlechtliche Analyse der kollektiven Erinnerungen tausender Auschwitzer Überlebender durchführen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Luxemburg, USA
Kooperationspartner
Professor Dr. Shrikanth Narayana; Dr. Marcos Da Silveira; Dr. Gabor Toth