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Die neuronale Grundlage visueller Wortverarbeitung im ersten Schuljahr

Antragstellerin Dr. Marisa Johanna Nordt
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550639754
 
Der Erwerb der Lesefähigkeit ist eine zentrale Aufgabe für Kinder im Grundschulalter. Eine wesentliche Komponente dieses Prozesses ist die visuelle Erkennung und Verarbeitung von geschriebenen Wörtern. Das vorliegende Projekt befasst sich mit den Prozessen im visuellen Kortex, die der Erkennung von geschriebenen Wörtern während des Lesenlernens im ersten Schuljahr zugrunde liegen. Für die visuelle Worterkennung ist eine Gehirnregion im ventralen Temporalkortex (VTC) namens Visual Word Form Area (VWFA) zentral. Diese Region kann mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) bestimmt werden und zeigt eine selektive Reaktion auf geschriebene Wörter im Vergleich zu anderen visuellen Stimuli. Während die VWFA in der Regel bei allen erwachsenen Personen mit Lesefähigkeit identifiziert werden kann, bildet sich die VWFA bei Kindern erst mit dem Beginn des Lesenlernens heraus. In den letzten Jahren haben Studien mit Erwachsenen unser Wissen über die VWFA stark erweitert. Diese Studien haben gezeigt, dass die VWFA sich nicht aus einer einzelnen funktionellen Region zusammensetzt, sondern aus zwei Subregionen besteht, die sich hinsichtlich funktioneller und struktureller Eigenschaften unterscheiden. Des Weiteren haben diese Studien durch die Nutzung multivariater Verfahren neue Erkenntnisse über das funktionelle Profil der VWFA geliefert: Während frühe Studien von einer prälexikalischen Verarbeitung in der VWFA ausgingen, zeigten neuere Studien, dass die VWFA (oder eine ihrer Subregionen) an lexikalischer Verarbeitung beteiligt ist. Diese Erkenntnisse haben zentrale Fragen zur Entwicklung der VWFA während des Erwerbs der Lesefähigkeit aufgeworfen, die zurzeit noch unbeantwortet sind. So ist nicht bekannt, wie sich die beiden Subregionen der VWFA während des Erwerbs der Lesefähigkeit entwickeln und ob sich beispielsweise eine der Subregionen vor der anderen herausbildet. Darüber hinaus ist wenig über das funktionelle Profil der jeweiligen Subregionen während dieser Entwicklungsphase bekannt. Ziel des vorliegenden Projektes ist es daher, diese Wissenslücken mit Hilfe einer längsschnittlichen Studie mit Kindern im ersten Schuljahr zu adressieren. Im Rahmen der geplanten Studie finden drei Messtermine statt, bei denen die teilnehmenden Kinder an einer Erhebung von Verhaltensmaßen wie der Lesefähigkeit, sowie an einer kindgerechten fMRT-Messung teilnehmen. Diese Daten werden wir nutzen, um die individuellen Entwicklungsverläufe der Subregionen der VWFA zu charakterisieren, sowie mit multivariaten Verfahren deren funktionelle Profile über das erste Schuljahr hinweg zu bestimmen. Somit wird das vorliegende Projekt zu einem tieferen Verständnis der Grundlagen der Prozesse im VTC während des Erwerbs der Lesefähigkeit beitragen und unser Wissen über visuelle Wortverarbeitung im Allgemeinen erweitern. Die Ergebnisse des Projektes sind darüber hinaus für zukünftige Studien im klinischen Kontext, wie der Erforschung von Dyslexie, relevant.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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