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PRANA - Posthuman Research and Narration: Posthumanistische Forschung und Erzählen
Antragsteller
Dr. Ronald Röttel, seit 2/2025
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 550626545
Das Netzwerk widmet sich der Entwicklung neuer narratologischer Konzepte und Begriffe vor dem Hintergrund des posthuman turn, womit, vornehmlich im englischsprachigen Diskurs, der Umschlag der humanities in die posthumanities benannt wird. Gemeint ist damit eine Deanthropozentrierung der Geisteswissenschaften, welche das Netzwerk mediengeschichtlich untersucht. Die humanistischen Konzeptionen der Geisteswissenschaften (und damit der Erzähltheorie) sind von der Dominanz des Buchs geprägt, allerdings befinden wir uns aktuell im (post-)digitalen 21. Jahrhundert. Das Netzwerk entwickelt Grundlagen einer Erzähltheorie, die den vielfältigen medialen Formaten des gegenwärtigen Erzählens gerecht werden kann und die humanistische Theoretisierung des Erzählens erweitert. An die Stelle des exklusiven Konzepts eines 'homo narrans' tritt ein inklusives Modell des Erzählens als Geflecht erzählender Umwelten und Agenzien. Das leitende Bild einer posthumanistischen Erzähltheorie ist hier nicht die Überschreitung des Humanen, sondern seine 'Verstricktheit' (entanglement) in die biologischen und technologischen Akteursnetzwerke der Gegenwart. Die Doppeldeutigkeit des 'Web' als künstlich geschaffener technologischer Infrastruktur und natürlich gewachsenem Organismus ist Programm. Eine posthumanistische Erzähltheorie braucht neue Begriffe, Konzepte, Theorien und Modelle, erschöpft sich allerdings nicht darin. Vielmehr fordert sie zugleich eine grundsätzliche Reflexion auf Performanzen und Bedingungen geisteswissenschaftlicher Wissenserzeugung und -zirkulation. Auf dieser Basis kann eine Öffnung für alternative Praktiken und Theorien des erzählerischen Umgangs mit der Umwelt gelingen: Erzählungen der organischen Umwelt, deren krisenhafter Zustand in Bezug auf Klimawandel, Artensterben und Ökozid aus kultureller Perspektive von den environmental humanities untersucht wird wie auch Erzählungen einer technologischen und zunehmend virtuellen Umwelt, welche Gegenstand der digital humanities und der Medienwissenschaften sind. Diese beiden sich disziplinär ausdifferenzierenden und teilweise gegeneinander abgrenzenden Fachdiskurse der Geisteswissenschaften gilt es in der Befragung auf konkrete erzählerische Praktiken und ihre Theoretisierung zusammenzuführen und, im Sinne einer auf verschiedenste Akteure verteilten Forschung, mit anderen Perspektiven auf Theorie und Praxis des Erzählens abzugleichen. Denn: Erzähltheorie findet nicht nur im wissenschaftlichen Kontext statt, sondern auch implizit und explizit in künstlerischen und didaktischen Formaten, die ihre eigenen story-tellings reflektieren. Das Netzwerk fördert demnach die Kommunikation sowie den Wissenstransfer zwischen narratologischer, künstlerischer und didaktischer Forschung und visualisiert diesen Ansatz in Form einer Abschlusspräsentation des Netzwerks, einer interaktiven und multimedialen Ausstellung in der Universitätsbibliothek der TU Berlin und der UdK Berlin.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Charlotte Coch, bis 1/2025