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In den Zwischenräumen der Imperien: flämische und italienische Kaufleute in der iberisch-atlantischen Welt des 17. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549993860
 
Erstmals in der Geschichte entstand in der Frühen Neuzeit eine transatlantische Wirtschaft. Dieser gewaltsame Prozess, der auf Eroberung und Sklaverei basierte, prägte die Welt bis heute. Traditionell wurden europäische Kolonialreiche als selbstverständliche Analyseeinheiten dieses Phänomens betrachtet. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass transnationale Handelsnetzwerke die Grenzen dieser Reiche durchlässig gestalten und sogar bei ihrer Gründung und Verwaltung eine wichtige Rolle spielen konnten. Selbst Akteure, die nicht aus den kolonialen Mutterländern stammten, passten sich an diese Strukturen an, indem sie ihre Herkunftsländer mit den imperialen Räumen verbanden. Ihr Erfolg hing von ihrer erfolgreichen Integration in das jeweilige Umfeld ab. Als die imperialen Strukturen, in denen diese Akteure gediehen waren, mit Wirtschaftskrisen und politischen Unruhen konfrontiert wurden, waren auch die Kaufleute betroffen. Sie mussten sich an neue Bedingungen und Konkurrenten anpassen. In einer internationalen Wirtschaft, die von Krieg und Merkantilismus geprägt war, schienen Akteur*innen ohne die Unterstützung eines starken Staates zum Scheitern verurteilt. Einigen gelang es jedoch, sich neu zu erfinden. Dies zeigt, dass wirtschaftliche und politische Macht nicht immer Hand in Hand gehen. Wie schafften sie das? Ziel dieses Projekts ist es, diese Frage anhand der Kaufleute aus den südlichen Niederlanden und der italienischen Halbinsel zu beantworten, die im 17. Jahrhundert im iberischen Atlantik tätig waren. Beide Gruppen hatten politische und religiöse Verbindungen zu Kastilien und Portugal und boten diesen Ländern Kapital, Produkte, Fachkenntnisse und einen breiten Markt für Kolonialprodukte. Dies begünstigte ihren Aufstieg. Im 17. Jahrhundert wurde jedoch die habsburgische Dominanz in Übersee durch neue europäische Konkurrenten in Frage gestellt, und die amerikanische und europäische Wirtschaft erlebten tiefgreifende Veränderungen. Das Projekt untersucht verschiedene Handelsfirmen und Kaufmannsfamilien in diesem Sektor, um ihre Anpassungsstrategien zu verstehen. Die Analyse berücksichtigt sowohl ihre Unternehmensorganisation als auch ihre Marktnischen. Die Ergebnisse werden einen neuen Überblick über den frühneuzeitlichen Handel liefern, der weniger stark auf den imperialen Rahmen fokussiert ist und die tatsächliche Interaktion zwischen Geld und Macht in dieser Zeit widerspiegelt. Das Projekt wird außerdem zeigen, wie viele verschiedene Regionen Europas - und nicht nur die politischen Kerne der Kolonialreiche - von der atlantischen Wirtschaft betroffen waren. Es wird auch das Narrativ eines allgemeinen Niedergangs Italiens und der südlichen Niederlande in Frage stellen. Diese Regionen wurden nicht einfach von ihren Nachbarn überholt, sondern fanden einen Weg, sich auch ohne eigenes Imperium an den Aufstieg einer globalen Wirtschaft anzupassen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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