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Schwangerschaftsabbruch im zweiten und dritten Trimester: physiologische, neurobiologische und psychologische Anpassung und langfristige Folgen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Natalya Chechko; Professor Dr. Christian Enzensberger; Dr. Susanne Nehls
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Gynäkologie und Geburtshilfe
Gynäkologie und Geburtshilfe
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549905821
Der überarbeitete Antrag von Natalia Chechko, Susanne Nehls und Erstantragsteller Christian Enzensberger beinhaltet eine multimodale Längsschnittstudie zur körperlichen, neurobiologischen und psychologischen Anpassung nach einem medizinisch notwendigen späten Schwangerschaftsabbruch (TOP). Obwohl eine Feindiagnostik ab der 11. bis 13. Schwangerschaftswoche (SSW) möglich ist, finden die meisten Untersuchungen aus Kostengründen erst nach der 20. SSW statt. Mit dieser Studie verfolgen wir drei Ziele: Zunächst charakterisieren wir die Anpassungsprozesse von der Schwangerschaft bis 6 Wochen post-TOP, um das Zusammenspiel von Faktoren wie Steroidfluktuation, Neuroplastizität und neuronale Auswirkung von emotionalem und physiologischem Schmerz zu verstehen und deren Beitrag zur Entwicklung von Psychopathologie zu erforschen. Zweiten analysieren wir die Anpassung bis zu 6 Monate post-TOP und bewerten dabei die modulierenden Effekte von Stress, Trauer und Trauma sowie schützende Faktoren für die langfristige Anpassung. Drittens kontrollieren wir die Auswirkungen des späten TOP, indem wir die Veränderungen der Neuroplastizität bei Teilnehmerinnen mit TOP im 1. Trimester der Schwangerschaft, bei postpartalen Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaften und bei Nullipara-Frauen sowohl während des Eisprungs als auch während der Menstruation vergleichen. Für die Untersuchung werden Frauen mit Indikationen für einen späten TOP (2./3. Trimester) während der Schwangerschaft rekrutiert und bis zu 24 Wochen nach dem TOP engmaschig überwacht. Ökologische Momentaufnahmen erfassen zweimal täglich Stimmung und Stress, Baby-Blues-Symptome in den ersten 14 Tagen, wöchentliche depressive Symptome, Bewältigungsmechanismen, Angst, posttraumatischen Stress und Trauersymptome. MRT-Messungen finden vor dem TOP sowie 1, 2, 4, 6 und 24 Wochen danach statt. Hormonspiegel (Östradiol, Progesteron und Allopregnanolon) werden während der Schwangerschaft, täglich in den ersten 14 Tagen nach dem TOP gemessen, sowie zu jedem MRT-Messzeitpunkt. Außerdem werden die kumulativen Cortisolkonzentrationen im Haar während der letzten 4 Wochen der Schwangerschaft und in den ersten 4 Wochen nach dem TOP bestimmt. Um adaptive Muster der späten TOP mit Kontrollgruppen zu vergleichen, werden zusätzlich Frauen nach einem Abort im 1. Trimester rekrutiert. Daten gesunder postpartaler Frauen aus einem anderen DFG-Projekt der Antragsteller Chechko und Nehls, sowie Daten nulliparer Teilnehmerinnen aus einem DFG-Projekt von Antragstellerin Chechko werden ebenfalls einbezogen. Wir glauben, dass wir mit diesem interdisziplinären Projekt (Psychiatrie und Gynäkologie) ein Modell der körperlichen, neurobiologischen und psychologischen Anpassung nach einer späten TOP vorlegen können und wichtige Hinweise liefern werden, dass eine späte TOP nicht nur eine bloße Beendigung der Schwangerschaft ist, sondern auch massive biologische und psychologische Prozesse in Gang setzt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen