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Die Sprachökologie der Region Kurdistan. Der Übergang vom Kurdischen zum Englischen
Antragsteller
Professor Dr. Ludwig Paul
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528506225
Der Irak, einschließlich der autonomen Region Kurdistan (Nord-Irak), wurde von der World Englishes-Forschung bisher weitgehend vernachlässigt. Obwohl das Englische im Irak während der britischen Mandatszeit (1920-32) und noch bis zum Ende des Königreichs Irak (1958) Fuß fasste, spielte es seit 1958 dort eine weit geringere Rolle als in vielen anderen Regionen der Welt, die vorher britische Kolonien gewesen waren. Die besondere politische Konstellation der Region Kurdistan und weitere spezifische Faktoren haben jedoch dazu geführt, dass sich das Englische in der Region Kurdistan in den letzten ca. 20 Jahren sehr rasch und effektiv ausgebreitet hat. Das Projekt verfolgt das Ziel, die vielfältigen historischen, sprachlichen, kulturellen, sozialen und politischen Faktoren zu untersuchen, die die sprachliche Situation der Region Kurdistan heute bestimmen und die für das neuerliche Erstarken des Englischen verantwortlich sind. Dies soll anhand von 180 online ausgefüllten Interviews geschehen, davon werden 60 zusätzlich auch als qualitative Interviews geführt. Die Besonderheiten des Kurdischen liegen in der sprachlich-kulturellen und zum Teil auch politischen Emanzipation, die innerhalb der Region Kurdistan zum ersten Mal in der neueren Geschichte für eine kurdische Gemeinschaft möglich war, und in dem Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung, politischer Realität innerhalb des irakischen Staats und wirtschaftlich-sozialen Zwängen. In diese Kontexte sind sprachliche Fragen und Probleme wie das Verhältnis der beiden kurdischen Hauptvarianten (Badinani und Sorani) zueinander und das Verhältnis des Kurdischen zum Arabischen und Englischen eingebettet. Das Englische als Verheißung von Modernität und Wohlstand kann in naher Zukunft zu einer größeren Bedrohung für die kurdische kulturelle Eigenständigkeit und Identität werden als die von Kurden jahrzehntelang immer wieder tapfer abgewehrten Versuche der Arabisierung durch den irakischen Staat. Der über dieses Thema geführte Diskurs innerhalb der kurdischen Gesellschaft wird mitberücksichtigt und verleiht dem Projekt zusätzliche Aktualität und gesellschaftliche Relevanz.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Internationaler Bezug
Irak
Kooperationspartner
Professor Dr. Zana Ibrahim