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Das Englische in den multilingualen Ökologien Tansanias

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528506225
 
Dieses Projekt untersucht die sprachlichen Ökologien Tansanias und liefert im Rahmen der Forschungsgruppe die Fallstudie eines postkolonialen Szenarios, in dem das Englische mit einer offiziell etablierten afrikanischen Sprache, Swahili, konkurriert – an der Spitze einer hoch diversifizierten multilingualen Makro-Ökologie, die Repräsentanten aller vier afrikanischen Sprachphylen enthält. In Relation zum Swahili nimmt das Englische hier eine ambivalente Position ein: Als Emblem eines hohen Bildungsgrads genießt es absolutes Prestige, das allerdings durch das relative Prestige des Swahili in allen praktischen Belangen überlagert wird. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Nigeria und Ghana ist das Englische in Tansania trotz seines ko-offiziellen Status bisher nicht über den Rang einer internationalen Zweitsprache hinausgelangt. Die neoliberale Wende seit den 1990ern beginnt, zusammen mit der Globalisierung und der Verbreitung digitaler Kommunikationsmedien, die normative Strenge des aus der sozialistischen Phase stammenden Swahili-Regimes zu lockern. Zum einen wird nun neben dem Swahili anderen lokalen Sprachen neuer Raum gewährt, zum anderen wird das Englische in Domänen zugelassen, die zuvor allein dem Swahili vorbehalten waren. Vormals geächtete Praktiken des Codeswitching von Swahili und Englisch dringen z.B. in Parlamentsdebatten und Universitätsseminare vor und untergraben mit sprachlicher Hybridität eine überkommene Ideologie, die Sprachen als hermetisch geschlossene Systeme betrachtet. Während diese Tendenzen auf eine beschleunigte lokale Aneignung des Englischen hindeuten, bleibt der Zugang zum Englischen in hohem Maße eingeschränkt durch die Parameter Lebensalter, soziale Schicht, Bildungsniveau, Gender, ethnolinguistischer Hintergrund und urbaner vs. ruraler Lebensmittelpunkt. Auf der Grundlage von drei typologisch unterschiedlichen tansanischen Sprachökologien zielt das Projekt darauf ab, soziolinguistische Datensätze zu erheben, die innerhalb der Forschungsgruppe mithilfe der Konzepte multilingualer Sprachrepertoires und Dominanter Sprachkonstellationen für den internationalen Vergleich ausgewertet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei auf den unteren und mittleren Bildungsschichten sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum. Folgende Leitfragen bestimmen die Forschung: Welche Arten von Sprachrepertoires finden sich in ruralen vs. urbanen Sprachökologien, die sich jeweils durch unterschiedliche Konstellationen autochthoner Sprachen auszeichnen? Welche Muster dominanter Sprachkonstellationen spiegeln sich in diesen Repertoires? Wie nehmen ethnolinguistische Konstellationen und ihre Hierarchien an den Graswurzeln Einfluss auf den Erwerb, die Verbreitung und die Adaption des Englischen in einer komplexen postkolonialen Sprachökologie, die sich durch die erfolgreiche Implementierung einer autochthonen Sprache, Swahili, auszeichnet, die mit der Ex-Kolonialsprache Englisch um offiziellen Status konkurriert?
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Tansania
Kooperationspartner Professor Dr. Amani Lusekelo
 
 

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