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Individuelle Variation im Lebenslauf (IVaL)

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 549020991
 
Das Projekt bietet a) als Panelstudie einen Einblick in Sprachvariation von 13 Individuen in ihrem Lebenslauf, wozu für das Deutsche noch kaum Untersuchungen vorliegen, b) Apparent-Time-Studien zu mehreren Zeitpunkten mit je ca. 100 Teilnehmer:innen, c) im Vergleich der Zeitpunkte eine Trendstudie, d) in der Kombination der drei methodischen Zugänge eine empirische Basis für die Weiterentwicklung von Sprachwandel- und Sprachdynamiktheorien. Während Sprachwandel von Sprachgemeinschaften intensiv untersucht wurde, ist über die Sprachvariation der Individuen über eine längere Periode nur wenig bekannt. Um Zusammenhänge von Veränderungen in der Sprachgemeinschaft und von Individuen zu untersuchen zu, braucht es Langzeitkorpora. Unser Projekt greift auf die Zoo-Dokusoap „Elefant, Tiger & Co.“ zurück, welche das Personal des Leipziger Zoos bei der Arbeit begleitet und seit 2003 wöchentlich im MDR ausgestrahlt wird. Einzelne Mitarbeiter:innen sind seit Sendungsbeginn dabei und regelmäßig präsent. Dies bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit für eine Langzeituntersuchung von nicht professionellen Sprecher:innen mit je ähnlichem sprachlichem Hintergrund in vergleichbaren Situationen ihres Arbeitsalltags. Die Sprachsituation in Ostmitteldeutschland ist durch starken Dialektabbau bei gleichzeitig relativ großer Distanz zum Standard geprägt. Diese Distanz zeigt sich in der Lautung als Wahrung standarddivergenter Formen (Fleisch für 'Fleisch', Boom für 'Baum'), wobei einzelne (ooch für 'auch') allerdings stark lexikalisiert sind, und einer spezifischen Artikulationsbasis (Tendenz zur Zentralisierung, Koronalisierung u. s. w.). Zudem finden sich auch morphologische und syntaktische Auffälligkeiten mit regionaler Verankerung (Schwa-Epithese bei silbischen -n im Auslaut: machne ...). Die relativ enge Bandbreite sprachlicher Variation führt dazu, dass die Situation die Sprache eher geringer beeinflusst als in anderen Regionen. Das Variationsspektrum erscheint deshalb als weniger strukturiert, ist aber durch diese Fluidität als komplex zu beurteilen. Mit einer Analyse von Einzelpersonen in mehreren vergleichbaren Situationen über mehrere Jahre kann ein differenzierter Blick auf die Veränderung des Variationsspektrums geworfen werden, was bisherige Apparent-Time-Untersuchungen nicht zeigen konnten. Für das Deutsche sind erst wenige Real-time-Panelstudien vorhanden. Neben Hinweisen auf situationsspezifisches Verhalten und Kurzzeitakkommodation (Mikrosynchronisierung) sind deshalb Aspekte einer Langzeitakkommodation (Mesosynchronisierung), die gleichartig von mehreren Sprecher:innen vorgenommen wird, zu erwarten, die auf ein verändertes Normbewusstsein (Makrosynchronisierung) hindeuten. Zusätzlich zur Untersuchung der 13 Einzelpersonen werden zu mehreren Zeitpunkten alle Sprecher:innen der Sendung untersucht, wodurch parallel zur individuellen Entwicklung die gesellschaftliche Entwicklung in einer Apparent-Time-Trendstudie nachgezeichnet werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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