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Vereinfachte Informationsverarbeitung in realitätsnahen Handlungen zur Aufrechterhaltung von Leistung unter Druck

Antragstellerin Dr. Laura Voigt
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548915840
 
In vielen Situationen, in denen einer hoher Leistungsdruck entstehen kann, wie z.B. im Sport, bei der Polizei und in der Notfallmedizin, müssen die Akteure gleichzeitig angemessene Entscheidungen treffen und entsprechende Handlungen kompetent ausführen, um erfolgreich zu sein. Jedoch zeigen Menschen unter Druck manchmal eine schlechtere Leistung als üblich. Leistungsversagen in Drucksituationen kann weitreichende Folgen für die Beteiligten haben, z.B. wenn Medaillen, die körperliche Unversehrtheit oder die Gesundheit eines Patienten auf dem Spiel stehen. Daher ist ein Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen entscheidend, um wirksame Interventionen zur Aufrechterhaltung der Leistung unter Druck zu entwickeln. Aus unserer Sicht ist die Überwindung der bisherigen Trennung von Bewegungsauswahl und -ausführung in seriellen Modellen der nächste Schritt, um unser Verständnis von adaptiven Verhalten zu verbessern. In einem vorangegangenen DFG-Projekt zur Anbahnung internationaler Kooperationen haben wir zwei Konzepte – motorische Heuristiken und Bewegungsanalogien – in einer Theorie integriert, der „Theory of Simplified Information Processing in Action“. Motorische Heuristiken vereinfachen die Informationsverarbeitung während der Bewegungsauswahl, indem sie die Anzahl der zu verwendenden Informationen mit Hilfe von „Daumenregeln“ reduzieren. Bewegungsanalogien vereinfachen die Informationsverarbeitung während der Bewegungsausführung, indem sie Informationen in größere Chunks zusammenfassen und somit die Menge des zu verarbeitenden Wissens reduzieren. Die zentrale Hypothese der Theory of Simplified Information Processing in Action ist, dass motorische Heuristiken und Bewegungsanalogien als funktional äquivalente Regeln betrachtet werden können, die die Informationsverarbeitung während einer Handlung vereinfachen, kognitiven Aufwand reduzieren und so die Leistung unter Druck zu schützen. Im Gegensatz dazu stellen komplexe Regeln aufwendige Algorithmen dar, die alle relevanten Informationen nutzen und kognitive Ressourcen überlasten können, insbesondere wenn diese bereits aufgrund von Leistungsdruck strapaziert sind. Das Hauptziel unseres Projekts besteht darin, die Vorhersagen der Theory of Simplified Information Processing in Action empirisch zu überprüfen, um Leistung in Drucksituationen zu erklären. In acht Experimenten werden wir untersuchen, ob, wie und wann motorische Heuristiken und Bewegungsanalogien Leistungseinbrüche unter Druck verhindern. Durch die Verwendung von Aufgaben, die die gleichzeitige Auswahl und Ausführung komplexer Bewegungen erfordern, testet das Projekt mechanistische Erklärungen für die Aufrechterhaltung von Leistung in Handlungen, die Menschen in ihrem Alltag erleben. In theoretischer Hinsicht hilft unsere Forschung bei der Beantwortung der Frage, wie Menschen den ständigen Informationsstrom während realitätsnaher Handlungen verarbeiten, um Bewegungen effektiv auszuwählen und auszuführen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Neuseeland
Mitverantwortlich Professor Dr. Markus Raab
 
 

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