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FIMEMO (Erste Erinnerungen und Formen des Wissens) Vergleichende Studie über die unmittelbaren Nachwirkungen des Genozids und die ersten Erinnerungen, Dokumentationsprojekte, Gedenk- und Materialpraktiken sowie Wissensformen im Fall der Shoah und des Völkermords an den Tutsi in Ruanda
Antragstellerin
Zuzanna Dziuban, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548649106
Das Projekt "First Memories and Forms of Knowledge" (FIMEMO) untersucht das "erste Wissen" und die ersten Erinnerungsformen, die von Überlebenden und betroffenen Gemeinschaften, einschließlich der Diaspora, nach einem Völkermord produziert werden. Es konzentriert sich auf die ersten beiden Jahrzehnte nach der Shoah (1944-1964) einerseits und dem Völkermord an den Tutsi in Ruanda (1994-2014) andererseits sowie auf die Praktiken, die in dieser Zeit entstanden sind. Ziel des Projekts ist es, den heuristischen Wert eines vergleichenden und interdisziplinären Ansatzes zu erproben. Es bringt die jüngsten Ergebnisse der gerade als neues Forschungsfeld entstehenden "Aftermath Studies" zur Shoah in einen Dialog mit der entsprechenden, aber noch wenig erforschten Forschung zur post-genozidalen Phase im Fall Ruandas. Das Projekt befasst sich mit frühen Formen des Gedenkens, forensischen Initiativen und dokumentarischen Praktiken von Überlebenden. Es hinterfragt die lange bestehende epistemische Blindheit der Holocaust- und Genozidforschung gegenüber populären und aktivistischen Erinnerungsformen und des Verständnisses des Genozids, die von den betroffenen Gemeinschaften, unabhängig von und bisweilen in einem konfliktgeladenen Verhältnis zum Staat, entwickelt wurden. Das Projekt möchte der bisherigen Genozidforschung neue Impulse geben, indem es sich auf die Phase des "Aftermath" konzentriert und unmittelbare, situierte, verkörperte und aktivistische Formen der Erinnerung und Wissensproduktion durch das Konzept der Epistemologien von Minderheiten neu bewertet. Das FIMEMO-Projekt erkennt die kritische Reflexion über die Problematik des Vergleichs zwischen dem Holocaust und andere Genozide an und ist sich der Debatten hierzu bewusst. Indem es die Praktiken von Überlebenden in zwei post-genozidalen Kontexten empirisch miteinander verbindet, wählt es jedoch einen eigenen Ansatz, welcher eine vergleichende Perspektive auf die "Aftermath" Phase begründet. Der innovative Charakter des Projekts liegt in seiner empirischen und methodischen Ausrichtung auf einen klar definierten Untersuchungsgegenstand als Testfeld für eine interdisziplinäres und vergleichendes Analyse. Die gemeinsame Analyse von Erinnerungs- und materiellen Praktiken und Prozessen der Wissensproduktion soll nicht nur der vergleichenden Genozidforschung eine neue Richtung geben, sondern auch eine empirische Grundlage für das Feld der "Comparative Aftermath Studies" schaffen. Durch die Zusammenführung deutscher und französischer Forschungsansätze und deren Öffnung für die Forschung in den Ländern, in denen die Völkermorde stattgefunden haben (Ruanda, Polen und Osteuropa im Allgemeinen), soll ein transnationales Forschungskonsortium für "Comparative Aftermath Studies" entstehen. Die Zusammenarbeit von europäischen und ruandischen Forschenden, die gemeinsam an bisher weitgehend unerforschten Fallstudien arbeiten, würde eines der ersten Forschungskonsortien dieser Art etablieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Ruanda
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Philibert Gakwenzire; Dr. Aurelia Kalisky; Dr. Rémi Korman
Mitverantwortlich(e)
Dr. Anna-Maria Brandstetter