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Wissende Hände: Chinesische Hand-Gedächtnis-Techniken & Handy-Wissen in Situation, Vergleich und Kontak
Antragstellerin
Professorin Marta Hanson, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Wissenschaftsgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548632216
Während er sich die Börse online ansieht fährt ein chinesischer Lkw-Fahrer mit dem Daumen über seine Finger, bevor er dann Aktien kauft. In China und Taiwan werden die Hände in ähnlicher Weise in unterschiedlichen Zusammenhängen eingesetzt: Traditionelle Ärzte stellen mit den Händen Diagnosen, Wahrsager berechnen Horoskope, und daoistische Priester führen Rituale durch. Historisch gesehen sind Techniken des Handgedächtnisses in China seit dem 7. Jahrhundert belegt, zunächst in buddhistischen Ritualen und dann in vielen weiteren Bereichen: Medizin, Mathematik, Musik, Poesie, Recht und Wahrsagerei. Sie wurden jedoch nie als gängige Praxis angesehen. Wie hat sich die kognitive Nutzung der Hände in diesen Bereichen im Laufe der Zeit verbreitet oder verringert? Wie weit sind diese Praktiken im heutigen Ostasien verbreitet? Das Projekt Knowing Hands untersucht daher in vergleichender und kulturübergreifender Perspektive bisher unerforschtes historisches und ethnografisches Material über chinesische handbasierte Praktiken. Es versucht zum Einen zu verstehen, 1) wie Menschen ihre Hände zum Denken benutzen, indem sie Handmnemotechniken miteinander verbinden - was wir als "epistemische Hände" bezeichnen, als eine Form der erweiterten Kognition, d.h. wie Menschen ihre Hände zur Unterstützung kognitiver Prozesse einsetzen; und 2) handfestes Wissen - "achtsame Hände" als eine Form der verkörperten Kognition, d.h. welches Wissen körperlich mit den Händen wortwörtlich erfasst wird, um Dinge zu tun. Das Projekt ist das erste seiner Art, das darauf abzielt diese beiden unterschiedlichen Verwendungen der Hand miteinander zu verbinden: Wie beeinflussen Formen der erweiterten Kognition, die bei "epistemischen Händen" beobachtet werden, das verkörperte Wissen in achtsamen Händen und umgekehrt? Wir untersuchen diese Praktiken auf drei Arten: 1. "epistemische Hände" in situ, historisch und ethnographisch in China (und ihre Ausbreitung in Japan und Korea); 2. "epistemische Hände" im Vergleich zwischen ostasiatischen und europäischen Traditionen und im Gegensatz zu achtsamen Händen; und 3. kulturübergreifende chinesisch-europäische Kontakte über epistemische und achtsame Hände. Unsere Hypothese ist, dass chinesische Handmnemotechniken ein übersehenes traditionelles Datenverwaltungsinstrument sind, das den Erwerb, die Speicherung und die Verbreitung von Wissen fördert. Unser Ziel ist es, ein digitales Korpus dieser Techniken in Ostasien zu erstellen, um Vergleiche mit der verstreuten Forschung zu europäischen Beispielen sowei eine Gegenüberstellung zu achtsamen Händen zu ermöglichen. Kurz gesagt, das Projekt Knowing Hands integriert die Hände wieder in die Geschichte des Wissens.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerin
Privatdozentin Stéphanie Homola, Ph.D.