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Die ersten Zeugnisse jüdischer Opfer des Holocausts Analyse, Bestandsaufnahme, Mapping

Antragstellerin Professorin Dr. Andrea Löw
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548613086
 
Das Projekt bringt Historikerinnen aus Deutschland und Frankreich zusammen, um Tagebücher zu untersuchen, die von Jüdinnen und Juden während des Holocaust geschrieben wurden. Diese Aufzeichnungen bilden die unmittelbarsten Spuren der Erfahrungen der Opfer ab und zeigen die vielfältigen Erfahrungen und subjektiven Wahrnehmungen beispielloser Gewalt auf. Auf Grundlage der Tagebücher leisten wir einen Beitrag zu einer transnationalen Geschichte der Shoah, indem wir sie unter verschiedenen Gesichtspunkten (Wissen und Information, Raum, Materialität, Biografien von Autoren und Texten) und mit verschiedenen Methoden (Bestandsaufnahme, Mapping, Textanalyse, Mikrogeschichte) in einer vergleichenden und globalen Perspektive untersuchen. Trotz der spektakulären Erfolge einiger bekannter Tagebücher (A. Frank, E. Hillesum, V. Klemperer, H. Berr), sind die meisten persönlichen Tagebücher kaum bekannt: Sie sind in Archiven oft unzulänglich inventarisiert (z.B. nicht von anderen Ego-Dokumenten, Korrespondenz oder Memoiren unterschieden), und ihre Analyse erfordert vielfältige sprachliche und methodische Fähigkeiten, die nur ein Team aus mehreren Forschenden leisten kann. Trotz neuerer Arbeiten, die sich der Analyse von Tagebüchern widmen (Alexandra Garbarini, Amos Goldberg), wissen wir über die meisten Tagebücher, die in den einschlägigen internationalen (Yad Vashem, USHMM) wie in nationalen Archiven verwahrt werden, noch nicht viel. Unsere erste Aufgabe wird sein, ein Inventar der Tagebücher zu erstellen, die in Yad Vashem und dem USHMM sowie in französischen, deutschen und polnischen Archiven aufbewahrt werden. Diese Bestandsaufnahme ist bereits eine Herausforderung: Angesichts der materiellen und formalen Vielfalt der Dokumente müssen wir operative Beschreibungskriterien entwickeln und dabei Geschichtswissenschaften, Material Studies, Archiv- und Literaturwissenschaften zusammenführen. Wir konzentrieren uns auf die Wege der Autoren und ihrer Texte während und nach dem Holocaust, indem wir sie in eine räumliche Perspektive stellen. Das Mapping und der räumliche Ansatz bilden die zweite Achse unseres Projekts: Wir werden die Orte des Schreibens und die Orte, die in den Texten genannt werden, sowie die Wege der Schriften nach der Shoah kartieren. So schaffen wir nicht nur ein Arbeitsinstrument, sondern tragen auch zur Erforschung der Räume der Shoah bei, indem wir die Orte des Schreibens und die Wege der Schriften aus einer mikrohistorischen Perspektive untersuchen. Darüber hinaus werden wir die Materialität sowie die Form der Tagebücher aus einer transnationalen und vergleichenden Perspektive erschließen und ebenfalls die Schreibpraktiken der Autoren untersuchen. Schließlich stehen Fragen des Wissens und der Information im Fokus, da Tagebücher eine einzigartige Quelle darstellen, um zu verstehen, was Individuen über die Verfolgungs- und Vernichtungsprozesse wussten, denen sie ausgesetzt waren, wie sie diese deuteten und wie sie sich darüber austauschten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Judith Lyon-Caen
 
 

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