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Tarifverbände als migrationspolitische Akteure - Ein Mehrebenvergleich deutscher und französischer Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Haipeter
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548510715
Globalisierung, demografischer Wandel, europäische Integration und die verstärkten Fluchtbewegungen der letzten Jahre haben zu einer Neubewertung des Verhältnisses von Migration und Arbeit geführt. Erwerbsarbeit gilt zunehmend als zentrale Voraussetzung für die Aufenthaltsgewährung und den Staatsbürgerschaftserwerb. Damit verbunden ist eine migrationspolitische Aufwertung der Tarifverbände, die über ihre vielfältigen Eingriffsmöglichkeiten auf politischer, tariflicher und betrieblicher Ebene entscheidend auf die wirtschaftliche und soziale In- bzw. Exklusion von Migrant*innen mit einwirken. Vor diesem Hintergrund analysiert das Forschungsvorhaben in vergleichender Perspektive die gegenwärtigen Strategien und Praxen deutscher und französischer Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften im Hinblick auf die Zuwanderungsregulierung, die arbeitspolitische Integration und die verbandliche Repräsentation von Arbeitsmigrant*innen. Die Analyse differenziert zwischen drei verschiedenen Vergleichsebenen: Der Verbändevergleich und der Ländervergleich werden zusätzlich um einen sektoralen Vergleich von zwei unterschiedlichen Branchen ergänzt: der Metall- und Elektroindustrie und dem Gebäudereinigungsgewerbe. Es werden zentrale Strategien und Praxen sowohl auf der nationalen als auch auf der sektoralen und der lokalen/betrieblichen Handlungsebene der Verbände in den Blick genommen. Das Forschungsvorhaben untersucht, wie und warum die Tarifverbände in diesem Politikfeld und in diesen Vergleichsdimensionen agieren. Die Frage des "Wie" zielt sowohl auf die jeweiligen Handlungsebenen als auch auf die Handlungsrepertoires und -ressourcen der Verbände sowie ihre Interessen, Ziele und Strategien. Die Frage des "Warum" richtet das Augenmerk auf die zentralen Faktoren, mit denen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten im verbandlichen Handeln erklären lassen. Der Vergleich beider Länder und Sektoren als kontrastierende Fälle ermöglicht sowohl die Analyse der kausalen Mechanismen in den Strategien und Praxen der verbandlichen Politiken als auch eine Unterscheidung zwischen länderspezifischen und länderübergreifenden Faktoren. Im Zentrum des methodischen Vorgehens steht die Erschließung organisationalen Wissens der Verbände durch Experteninterviews, die wegen der fragmentarischen Befundlage des Untersuchungsgegenstandes sowohl explorativ als auch systematisierend und theoriegenerierend angelegt sind. Insgesamt sollen rund 150 Interviews auf den verschiedenen Handlungseben der einbezogenen Tarifverbände in beiden Ländern durchgeführt werden. Ergänzend werden Verbandsdokumente in die Analyse einbezogen. Die Auswertung von Interviews und Dokumenten erfolgt mittels der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse. Die Forschungsergebnisse werden zunächst in Form von Branchenfallstudien für die jeweiligen Länder zusammengefasst. Darauf aufbauend werden Verbands- und Länderfallstudien erstellt, die dann in einer vergleichenden Analyse zusammengeführt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. François-Xavier Devetter; Marcus Kahmann; Dr. Cristina Nizzoli